Wei­ter­bil­dung: Ka­ta­ly­sa­tor für die Kar­rie­re

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Der Geschäftsführer des Berufsbildungsverbands der schweizerischen Versicherungswirtschaft VBV Matthias Stettler über Ausbildung in Zeiten der Digitalisierung und nachhaltige Planung einer Weiterbildung.

Herr Stettler, Sie werden am 27. Oktober 75 neue Versicherungswirtschafterinnen und Versicherungswirtschafterinnen in HF diplomiert entlassen. Was ermöglicht dieser Abschluss den Diplomierten?

Sie alle haben nun die Qualifikation für eine Führungsaufgabe erlangt. Der Lehrgang vermittelt die Grundlagen der Betriebswirtschaft und der Volkswirtschaftslehre versicherungsspezifisch. HFV-Absolventinnen und -Absolventen finden sich heute in unterschiedlichen Leitungsfunktionen, in der Rolle von Dozentinnen und Dozenten oder auch als Prüfungsexpertinnen und -Experten wieder.

Im Zeitalter der Digitalisierung, was erwartet die Versicherungsbranche hinsichtlich Grundausbildung und Weiterbildung?

Die angestammten, traditionellen Inhalte der Kaufleute wird sich noch mehr zugunsten der IT verschieben. Die formale Lehre muss dem Rechnung tragen. Dies sehe ich aber als Bereicherung, denn sie wird dadurch facettenreicher und der Nachwuchs erlangt unabdingbare Schlüsselkompetenzen für eine digitalisierte Arbeitswelt.

Die Karriereplanung beginnt heute immer früher, die Teilnehmenden werden jünger und fragen modulare Angeboten mit kürzeren Ausbildungszeiten nach; der Markt wird agiler. Die Lehrgänge knüpfen deshalb noch besser aneinander an und erfüllen zunehmend die Nachfrage nach individualisierbaren Lehr- und Lernformen.

In welchen Bereichen sollte vermehrt Wissen aufgebaut werden?

Auch in der Assekuranz geht der Trend hin zu individuell zugeschnittenen, ganz spezifischen Lösungen entlang des Lebenszyklus’ der Kundinnen und Kunden. Ein solides Fachwissen hinsichtlich Generalversicherungen bleibt deshalb aus zwei Gründen wichtig: Sie bilden weiterhin den Sockel, auf dem Spezialversicherungen anknüpfen und sind Voraussetzung für eine zukunftssichernde Evaluation und Umsetzung neuer Trends. Für Letzteres braucht es aber unbestritten neue Kompetenzen in Finanztechnologie, Robotik, künstlicher Intelligenz und beispielsweise Blockchain. Im Wesentlichen sucht auch unsere Branche zurzeit nach Antworten auf die Herausforderung, die nachgefragte Individualisierung so weit wie möglich industrialisieren zu können.

Die Welt wird vernetzter, mobiler und internationaler. Kann man nichtuniversitäre Abschlüsse überhaupt vergleichen?

Ja: Die eficert – European Financial Certification Organisation – stellt den sektoralen Qualifikationsrahmen für die berufliche Bildung im Finanzdienstleistungssektor. Seit 2002 setzt diese Standards in der Europäischen Bildungslandschaft.

Wann ist ein guter Zeitpunkt für eine Weiterbildung?

Immer.

Was gilt es bei der Planung von Weiterbildungsmassnahmen zu beachten? Für den Arbeitgeber und den Arbeitnehmer?

Im Idealfall betten sich die Weiterbildungsmassnahmen in gemeinsame, längerfristige Ziele, erfolgen aber in Teilschritten. Verändern sich die Erwartungen oder Anforderungen, können die Weichen dank vielfältigeren Angeboten kurz- bis mittelfristig neu gestellt werden.