Be­trieb­li­ches Um­welt­ma­nage­ment

16. Juni 2022

Der SVV hat wie in den Vorjahren bei den Versicherungsgesellschaften eine Umfrage durchgeführt – mit dem Ziel, relevante Informationen zum betrieblichen Umweltmanagement zusammenzutragen. Die Ergebnisse geben Eckwerte zum betrieblichen Umweltmanagement in der Versicherungsbranche ab.

Die erhaltenen Informationen werden zur besseren Vergleichbarkeit auf der Basis von Vollzeitstellen (FTE) dargestellt. Ein Vergleich mit 2020 ist nur bedingt möglich, da im Berichtsjahr einerseits eine grössere Anzahl der angeschriebenen Unternehmen verlässliche und damit auswertbare Zahlen geliefert hat, andererseits einzelne Gesellschaften für die Jahre 2019 und 2020 zusätzliche Daten und Informationen nachliefern konnten. Dies erlaubt eine verbesserte Auswertung der Vorjahrsdaten und erklärt die Unterschiede zum letztjährigen Bericht.

Für die Treibhausgasbilanz werden verschiedene Parameter wie Heizungsenergie, Strom, Wasser, Papier und Abfall sowie Reisekilometer aus dem betrieblichen Geschäftsverkehr quantifiziert.

Grosse Unternehmen prägen mit ihrer hohen Anzahl Mitarbeitender und ihrem tendenziell internationalen Geschäft die Gesamtbilanz stärker als kleinere Unternehmen. Daher ist es erfreulich, dass die im Berichtsjahr neu hinzugekommenen Versicherungsgesellschaften insbesondere aus dem Kreis der kleineren und mittleren Unternehmen rühren.

Obwohl der grösste Einfluss der Branche auf die Entwicklung des Klimawandels im Risikomanagement, im Kerngeschäft und bei den Kapitalanlagen liegt, ist es für Versicherungsgesellschaften von Bedeutung, ihren eigenen ökologischen Fussabdruck zu überwachen und zu verbessern.

Um den Fortschritt in der betrieblichen Nachhaltigkeit transparent zu messen und ihren Einfluss auf die Umwelt zu quantifizieren, erstellen die meisten Gesellschaften jährlich eine Ökobilanz. Dafür findet zum einen der Standard des Vereins für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstitutionen (VfU), zum anderen der Greenhouse Gas (GHG) Protocol Standard Anwendung. 

Grössere Gesellschaften verwenden wiederum eigene Standards, die gruppenweit gelten. Mit diesen Entwicklungen hat sich die Auseinandersetzung der Branche mit dem betrieblichen Umweltmanagement weiter professionalisiert.

Für die Treibhausgasbilanz werden verschiedene Parameter wie Heizungsenergie, Strom, Wasser, Papier und Abfall sowie Reisekilometer aus dem betrieblichen Geschäftsverkehr quantifiziert. Der Primärverbrauch, gemessen in verschiedenen Einheiten (kWh, m3, km etc.), wird anhand von vorgegebenen Faktoren in CO2-Äquivalente durch die Gesellschaften individuell umgerechnet. Damit kann verglichen werden, wie stark ein individueller Verbrauch zum Treibhauseffekt beiträgt.

Treibhausgasbilanz

S27_CO2_Fussabdruck

Trend leicht abgeschwächt: Seit 2019 verringerte sich der Fussabdruck pro Vollzeitstelle im Durchschnitt um 16 Prozent.

Der CO2-Fussabdruck pro Vollzeitstelle ist gegenüber dem Vorjahr leicht um 2 Prozent gesunken. Seit 2019 verringerte sich der Fussabdruck pro Vollzeitstelle im Durchschnitt um 16 Prozent, wobei sich der Trend vom Vorjahr zu diesem Berichtsjahr leicht abschwächte. Dies belegt, dass die Gesellschaften Massnahmen zur Verbesserung ihrer CO2-Bilanz ergriffen haben und bestrebt sind, einen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen zu leisten. Die Pandemie fiel jedoch auch im Berichtsjahr 2021 abermals stark ins Gewicht und stellt nebst den getroffenen Massnahmen der Gesellschaften einen wesentlichen Grund für den deutlichen Rückgang der Zahlen dar.

S28_Relative Werte pro Vollzeitstelle

Relative Werte pro Vollzeitstelle: Um den Fortschritt in der betrieblichen Nachhaltigkeit transparent zu messen und ihren Einfluss auf die Umwelt zu quantifizieren, erstellen die meisten Gesellschaften jährlich eine Ökobilanz.

Gebäudeenergieverbrauch

Der Gebäudeenergieverbrauch ist in den vergangenen drei Jahren um rund einen Drittel gesunken. 2021 lag er bei 3’309 kWh pro Vollzeitstelle. Gleichzeitig ist der Anteil des eingekauften erneuerbaren Stroms im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozentpunkte leicht gestiegen. Obschon 2021 in der Schweiz mehr Heiztage zu verzeichnen waren, hat sich gegenüber dem Vorjahr auch der Heizenergieverbrauch um zehn Prozent reduziert.

Insbesondere grosse Unternehmen haben vermehrt eigene Anlagen in Betrieb genommen, um ihre Gebäude mit erneuerbarer Energie zu heizen und zu kühlen.

Das ist einerseits darauf zurückzuführen, dass die Gesellschaften ihre Bürogebäude laufend modernisieren und hinsichtlich Energieverbrauch effizienter werden. Andererseits haben insbesondere grosse Unternehmen vermehrt eigene Anlagen in Betrieb genommen, um ihre Gebäude mit erneuerbarer Energie zu heizen und zu kühlen. Diese eigenproduzierte Energie wird nur zum Teil in die Ökobilanzen der Gesellschaften eingerechnet.

Die Verbrauchsmengen für Wasser, Papier und Abfall sind im Vergleich zum Jahr 2020 weiter signifikant gesunken, wobei keine Informationen vorhanden sind, inwieweit die Auslagerung ins Homeoffice in den Zahlen berücksichtigt wurde. Der grösste Verbrauchsrückgang war bei der Abfallmenge mit einer Reduktion von 45 Prozent zu verzeichnen.

 

Geschäftsverkehr

Der Geschäftsverkehr ist ungeachtet der leichten Lockerungsmassnahmen in der Schweiz im Zusammenhang mit der Coronapandemie nicht wieder auf das Niveau von 2019 zurückgekehrt. Erfreulich ist, dass die Emissionen im Vergleich zum Jahr 2020 erneut weiter gesunken sind.

Erfreulich ist, dass die Emissionen im Vergleich zum Jahr 2020 erneut weiter gesunken sind.

Der Flugreiseverkehr weist mit 17 Prozentpunkten den stärksten Rückgang aus. Grund dafür ist die Reduktion internationaler Geschäftsreisen auch dank voranschreitender Digitalisierung. Nach wie vor beeinflusst die Geografie der Unternehmen die Wahl des Verkehrsträgers. So haben global tätige Unternehmen naturgemäss einen signifikant höheren Anteil an Flugreisekilometern.

Die im Berichtsjahr festzustellende relative Verschiebung von Flugzeug auf Auto und öffentlichen Verkehr lässt darauf schliessen, dass die Mitarbeitenden aufgrund von Lockerungen der Massnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie wieder vermehrt in den Geschäftsräumlichkeiten anwesend waren und der Aussendienst wieder die Beratung vor Ort beim Kunden aufgenommen hat.

Im Autoverkehr setzen die Gesellschaften mit vielfältigen Massnahmen auf eine Senkung der CO2- Emissionen. Diese umfassen die Reduktion der Anzahl Fahrzeuge im Aussendienst, die Nutzung von Carsharing-Angeboten wie Mobility, die Zurverfügungstellung von Ladestationen für Elektroautos sowie die gezielte Förderung von ÖV und Velo.

Flexible Arbeitsbedingungen und das damit verbundene Wegfallen des Pendelns können weitere CO2-Einsparungen bewirken.

 

Weitere Massnahmen

Neben dem Umstieg auf erneuerbare Energiequellen (z.B. Seewasser zum Heizen und Kühlen) respektive einer eigenen Stromproduktion werden Bürogebäude zunehmend nach nachhaltigen Gebäudestandards wie zum Beispiel Minergie gebaut.

Dank einer Kompensation der betrieblichen Emissionen positionieren sich einige Versicherer bereits heute als CO2-neutrale Unternehmen im Markt.

Dies trägt sowohl zu einer grösseren Energieeffizienz als auch zu einem nachhaltigen Werterhalt der Liegenschaften bei. Zur Schonung von Ressourcen und der Reduktion der Abfallmengen verzichten zudem zahlreiche Unternehmen auf Plastik und Einweggeschirr. Dank einer Kompensation der betrieblichen Emissionen positionieren sich einige Versicherer bereits heute als CO2-neutrale Unternehmen im Markt.

Weitere Unternehmen planen die Einführung der CO2- Kompensation im Jahr 2022. Darüber hinaus engagieren sich etliche Versicherer in Stiftungen oder Vereinen und leisten einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz, so zum Beispiel in der Schweizer Klimastiftung oder bei CEO4Climate.