Si­cher­heit im All­tag

So hat sich unser Sicherheitsempfinden 2020 verändert.
13. August 2020

Arbeitsplatz, Freunde und Familie - unser soziales Umfeld gibt uns Sicherheit. Im Jahr 2020 hat insbesondere Covid-19 zu einer Veränderung des Sicherheitsempfinden geführt.

Was im Leben Sicherheit gibt

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und der dagegen getroffenen Schutzmassnahmen sind nach wie vor nicht absehbar. Inwieweit beeinflusst diese Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Konjunktur das Sicherheitsempfinden der Schweizer Bevölkerung?

Anfangs Juni 2020 fühlten sich neun von zehn Personen sicher, womit sich dieser Wert gegenüber 2019 nicht verändert hat. Ein leichter Anstieg der Verunsicherung ist dennoch sichtbar: 2020 fühlen sich weniger Personen «sehr» (26 Prozent, –4 Prozentpunkte), jedoch mehr «eher» sicher (64 Prozent, +4 Prozentpunkte). Mit steigendem Bildungs- und Einkommensniveau nimmt der Anteil der Personen zu, die sich «sehr sicher» fühlen. Auch fühlen sich Männer häufiger «sehr sicher» (30 Prozent) im Vergleich zu Frauen (22 Prozent). Ob sich jemand sicher fühlt, hängt nebst diesen persönlichen Merkmalen auch von den jeweiligen Lebensumständen ab.

Für 72 Prozent der Befragten ist vor allem die Familie für das eigene Sicherheitsgefühl relevant (Abb. 1). Die sicherheitsstiftende Funktion eines familiären Umfelds bleibt damit im Vergleich zur letztjährigen Erhebung unverändert.

 

Abbildung 1: Bereiche, die massgeblich zum Sicherheitsgefühl der Befragten beitragen

Created with Highstock 6.0.3*Pensionierte nicht berücksichtigt71.671.659.159.155.455.452.852.851.551.547.447.440.340.337.737.7737361.261.250.550.564.264.248.648.644.944.938.838.80020202019Eigene FamilieArbeitsplatz, Arbeitsumfeld*Ordnungsstaat (Polizei, Armee)FreundeskreisSozialstaat (AHV,Arbeitslosenversicherung usw.) Versicherungen (Gesundheit,Pension usw.) Erspartes / ErbeIntakte Umwelt01020304050607080
«Ganz grundsätzlich: Was trägt massgeblich zu Ihrem Sicherheitsgefühl bei?»

Dagegen hat der Freundeskreis an Bedeutung verloren: Im Juni 2020 gaben noch 53 Prozent der Befragten an, dass ihr Freundeskreis dazu beiträgt, dass sie sich sicher fühlen. 2019 waren es noch 64 Prozent. 2020 trägt für die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ihre Arbeit bzw. das Umfeld ihrer Arbeit am zweithäufigsten zu ihrem Sicherheitsgefühl bei (59 Prozent), für die Bevölkerung insgesamt der Ordnungsstaat mit seinen Organen wie Polizei und Armee (55 Prozent). Gegenüber dem Vorjahr hat damit der Staat in seiner Funktion als Ordnungsmacht für das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung leicht an Bedeutung gewonnen (+4 Prozentpunkte). Staatliche soziale Auffangnetze wie die AHV oder die Arbeitslosenversicherung sind auch 2020 für rund die Hälfte der Bevölkerung wichtig, um sich sicher zu fühlen (52 Prozent). Für 47 Prozent tragen soziale Absicherungen wie Pensionskassen und Krankenversicherungen zu einem guten Sicherheitsgefühl bei.

Um sich sicher zu fühlen, ist für Männer die staatliche Ordnungsfunktion wichtiger als für Frauen (Abb. 2). Für Letztere sind dagegen Familie und Freunde relevanter als für Erstere. Im Gegensatz zu 2019 zeigt sich in der diesjährigen Erhebung kein Geschlechterunterschied in der Bedeutung der Arbeit für das Sicherheitsgefühl. Dies vor allem, weil die Arbeit für Männer in der aktuellen Erhebung weniger zu ihrem Gefühl von Sicherheit beiträgt, während sie für die Frauen an Bedeutung gewonnen hat.

 

Abbildung 2: Bereiche, die massgeblich zum Sicherheitsgefühl beitragen – nach Geschlecht

Created with Highstock 6.0.3Values75.975.9585850.550.559.259.251.451.448.248.240.840.8404067.167.160.360.360.660.646.146.151.651.646.846.839.739.735.235.2FrauMannEigene FamilieArbeitsplatz, Arbeitsumfeld*OrdnungsstaatFreundeskreisSozialstaatVersicherungenErspartes / ErbeIntakte Umwelt304050607080
«Ganz grundsätzlich: Was trägt massgeblich zu Ihrem Sicherheitsgefühl bei?»

Welche Bereiche einer Person Sicherheit geben, hängt auch von der jeFreundeskreis deutlich häufiger ein Gefühl von Sicherheit als Personen über 35 Jahren (Abb. 3). Mit zunehmendem Alter gewinnt die soziale Absicherung an Bedeutung – sei es durch die AHV, die berufliche Vorsorge oder die obligatorische und private Krankenversicherung – an Bedeutung bei der Frage, wie sicher sich eine Person fühlt.

 

Abbildung 3: Bereiche, die massgeblich zum Sicherheitsgefühl beitragen – nach Alter

Created with Highstock 6.0.3*Pensionierte nicht berücksichtigt7777595953536767464643434444414172726060555548485252484840403838636359594545585851513535323218-3536-65> 65Eigene FamilieArbeitsplatz, Arbeitsumfeld*OrdnungsstaatFreundeskreisSozialstaatVersicherungenErspartes / ErbeIntakte Umwelt30405060708020
«Ganz grundsätzlich: Was trägt massgeblich zu Ihrem Sicherheitsgefühl bei?»

Welche Aspekte im eigenen Leben ein Gefühl von Sicherheit geben, hängt schliesslich auch von der eigenen Wertehaltung ab. Abbildung 4 zeigt, dass die Befragten die sozialpolitische und die ordnungspolitische Funktion des Staates je nach Parteinähe unterschiedlich bewerten: Für Personen, die den Linksparteien SP und Grüne nahestehen, trägt der Sozialstaat deutlich häufiger dazu bei, dass sie sich sicher fühlen, als für Personen, die sich einer der bürgerlichen Parteien zugehörig fühlen. Für Letztere ist dagegen der Ordnungsstaat deutlich wichtiger. Auch bei der Bedeutung der privaten finanziellen Absicherung und der Arbeit zeigen sich leichte Unterschiede: Für Personen, die sich einer der Mitteparteien CVP und GLP oder der FDP zugehörig fühlen, ist das eigene oder geerbte Ersparte wichtiger, damit sie sich sicher fühlen, als für Personen mit einer Nähe zu SVP, SP oder zu den Grünen. Schliesslich sehen Personen, die der SVP nahestehen, in privaten Versicherungen weniger oft einen Sicherheit vermittelnden Faktor als Personen mit einer Nähe zu den Mitte- und Linksparteien.

 

Abbildung 4: Bereiche, die massgeblich zum Sicherheitsgefühl beitragen – nach Parteinähe
Created with Highstock 6.0.3616139393434343441415959494967675252515158583838414169695050SVPCVP / GLP / FDPSP / GrüneArbeit*Erspartes / ErbeOrdnungsstaatSozialstaatVersicherungen520406080
 
*Pensionierte nicht berücksichtigt
 
«Ganz grundsätzlich: Was trägt massgeblich zu Ihrem Sicherheitsgefühl bei?»

Befriedigtes und unbefriedigtes Sicherheitsbedürfnis

Eines der grundlegenden Bedürfnisse des Menschen ist jenes nach Sicherheit. In welchen Bereichen ist das Bedürfnis der Schweizer Bevölkerung nach Sicherheit gedeckt und wo nicht? Abbildung 5 zeigt: Weiterhin sieht sich die Bevölkerung in Bezug auf die Wohnsituation am besten abgesichert. Hingegen geben die Befragten im Vergleich zur Vorjahreserhebung deutlich weniger häufig an, dass sie sich im Bereich des sozialen Umfelds und vor allem im Bereich einer gesicherten Erwerbstätigkeit abgesichert fühlen: Im Juni 2020 gaben noch 35 Prozent der Befragten an, dass ihr Bedürfnis nach einem gesicherten Arbeitsplatz voll und ganz erfüllt ist, 2019 war es noch mehr als die Hälfte gewesen (53 Prozent). In der aktuellen Erhebung fühlt sich knapp jede fünfte Person im erwerbsfähigen Alter in Bezug auf ihren Arbeitsplatz überhaupt nicht abgesichert.

Weiterhin besteht ein grosses Sicherheitsdefizit bei der Altersvorsorge: Weniger als ein Viertel der Befragten fühlt sich in Bezug auf die Altersvorsorge voll und ganz abgesichert. Dagegen geben 31 Prozent an, dass sie sich in Bezug auf die Vorsorge im Alter gar nicht abgesichert fühlen. Ebenso gab in der aktuellen Erhebung nur knapp jede dritte Person an, dass sie sich in Bezug auf die finanziellen Ressourcen voll und ganz abgesichert fühlt, während für rund jede vierte Person das Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit überhaupt nicht gedeckt ist.

Schliesslich zeigt sich ein deutliches Bedürfnis nach mehr Sicherheit in Bezug auf eine intakte Umwelt: Für einen Drittel der Befragten ist das Bedürfnis nach einer intakten Umwelt überhaupt nicht gedeckt und nur 10 Prozent fühlen sich vollends abgesichert.

 

Abbildung 5: Sicherheitsbedürfnis nach Bereichen

Abbildung 5

1 Pensionierte nicht berücksichtigt
2 ALV = Arbeitslosenversicherung, EO = Erwerbsersatzordnung

Voll und ganz: «In welchen Bereichen ist Ihr Sicherheitsbedürfnis voll und ganz befriedigt?»
Gar nicht: «In welchen Bereichen ist Ihr Sicherheitsbedürfnis gar nicht befriedigt?»

Abbildung 6 stellt die Personen, die sich in einem bestimmten Bereich voll und ganz abgesichert fühlen, jenen gegenüber, die diesen Eindruck von sich ganz und gar nicht von sich haben. Dabei zeigt sich, dass bei der Altersvorsorge und der finanziellen Absicherung vor allem bei jungen Erwachsenen das Bedürfnis nach mehr Sicherheit besteht: Bei den 18- bis 35-Jährigen liegt der Anteil der Personen, deren Bedürfnis nach Absicherung im Alter und nach finanzieller Sicherheit gar nicht gedeckt ist, deutlich höher als der Anteil derjenigen, die sich in diesen Bereichen vollends abgesichert fühlen.

Ein Bedürfnis nach mehr Sicherheit in Bezug auf die Vorsorge im Alter und die finanzielle Absicherung zeigt sich – wenig überraschend – auch bei den tiefen Einkommensklassen (Abb. 7). Dabei sind junge Erwachsene in der unteren Einkommensklasse übervertreten. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass sich rund ein Fünftel der unter 35-Jährigen noch in Ausbildung befindet. Die Übervertretung erwerbsloser Personen und solcher in Ausbildung in der unteren Einkommensgruppe erklärt zu einem gewissen Teil auch, dass sich Personen mit einem monatlichen Einkommen von weniger als 4000 Franken häufig in Bezug auf ihre Arbeit überhaupt nicht abgesichert fühlen.

 

Abbildung 6: Sicherheitsbedürfnis nach Bereichen – nach Alter

Created with Highstock 6.0.3Sicherheitsbedürfnis befriedigt: Gar nicht ← | → Voll und ganz272733331515-11-11881717-28-2822-23-235252414119193319192020-13-1388-25-25636326261414282832322424383822-20-2018-3536-65> 65WohnsituationSoziales UmfeldArbeitsplatz*Finanzielle ReservenGesundheitsvorsorgePolizei und ArmeeAltersvorsorgeALV, EO** usw.Intakte Umwelt-40-20020406080
1 Pensionierte nicht berücksichtigt
2 ALV = Arbeitslosenversicherung, EO = Erwerbsersatzordnung
 
Bilanz zwischen «In welchen Bereichen ist Ihr Sicherheitsbedürfnis voll und ganz befriedigt?» und «In welchen Bereichen ist Ihr Sicherheitsbedürfnis gar nicht befriedigt?» in Prozentpunkten

Abbildung 7: Sicherheitsbedürfnis nach Bereichen – nach Einkommen

Created with Highstock 6.0.3Sicherheitsbedürfnis befriedigt: Gar nicht ← | → Voll und ganz34343131-15-15-32-32331919-29-29-12-12-16-16575740403232222228282929-1-11717-32-32Unter 4000Über 10 000WohnsituationSoziales UmfeldArbeitsplatz*Finanzielle ReservenGesundheitsvorsorgePolizei und ArmeeAltersvorsorgeALV, EO usw.**Intakte Umwelt-40-20020406080
1 Pensionierte nicht berücksichtigt
2 ALV = Arbeitslosenversicherung, EO = Erwerbsersatzordnung
 
Bilanz zwischen «In welchen Bereichen ist Ihr Sicherheitsbedürfnis voll und ganz befriedigt?» und «In welchen Bereichen ist Ihr Sicherheitsbedürfnis gar nicht befriedigt?» in Prozentpunkten

Kaum Unterschiede gibt bei der Aufschlüsselung des Sicherheitsbedürfnisses nach Geschlecht (Abb. 8). Männer und Frauen haben in den verschiedenen Bereichen ähnlich häufig ein deutliches Bedürfnis nach mehr Sicherheit oder fühlen sich vollständig abgesichert. Eine Ausnahme bildet wiederum die finanzielle Absicherung, wenngleich die Unterschiede gering ausfallen: Frauen fühlen sich in Bezug auf ihre Vorsorge im Alter und ihre finanziellen Reserven häufiger nicht gleich genügend abgesichert als Männer. Umgekehrt ist für Frauen das Sicherheitsbedürfnis im sozialen Umfeld um einiges besser befriedigt als für Männer.

 

Abbildung 8: Sicherheitsbedürfnis nach Bereichen – nach Geschlecht

Created with Highstock 6.0.3Sicherheitsbedürfnis befriedigt: Gar nicht ← | → Voll und ganz4444424221211120201919-11-1122-24-245050292920208817172121-2-288-23-23FrauMannWohnsituationSoziales UmfeldArbeitsplatz*Finanzielle ReservenGesundheitsvorsorgePolizei und ArmeeAltersvorsorgeALV, EO usw.**Intakte Umwelt-30-20-100102030405060
1 Pensionierte nicht berücksichtigt
2 ALV = Arbeitslosenversicherung, EO = Erwerbsersatzordnung
 
«In welchen Bereichen ist Ihr Sicherheitsbedürfnis voll und ganz befriedigt?»

Einschätzung zukünftiger Risiken

Die im Juni 2020 beobachtbare Verunsicherung in Bezug auf die Sicherheit des Arbeitsplatzes zeigt sich auch in der Einschätzung zukünftiger Risiken. 2020 hat die Furcht, den Arbeitsplatz zu verlieren, in der Bevölkerung im Vergleich zum Vorjahr zugenommen: Ein Viertel der Erwerbsbevölkerung befürchtet, dass sie in den nächsten zehn Jahren ihren Arbeitsplatz verlieren könnte (Abb. 9). 2019 lag dieser Wert noch bei 19 Prozent. Interessanterweise ist die Sorge in den nächsten Jahren schwer zu erkranken, gegenüber dem Vorjahr kaum gestiegen. Nach wie vor geht rund jede fünfte Person von einem grossen Risiko aus, in den nächsten zehn Jahren schwer zu erkranken. Ähnlich häufig ist die Befürchtung verbreitet, Opfer eines extremen Naturereignisses zu werden (19 Prozent). Im Vergleich zum Jahr 2019 ist die Furcht vor einem Wohnungseinbruch oder Raub in diesem Jahr in der Bevölkerung weniger ausgeprägt (16 Prozent, –3 Prozentpunkte).Am wenigsten befürchtet die Bevölkerung allerdings nach wie vor, Opfer eines Angriffs auf Leib und Leben zu werden (11 Prozent).

 

Abbildung 9: Risikoeinschätzung

Abbildung 9

1 Exklusive Pandemie

2 Pensionierte nicht berücksichtigt

«Wie schätzen Sie die Gefahr ein, von folgenden Ereignissen in den nächsten 10 Jahren in der Schweiz betroffen zu sein?»

Wie korrespondiert die Gefahreneinschätzung einer möglichen mit der tatsächlichen Wahrscheinlichkeit, von einem entsprechenden Ereignis betroffen zu sein? Abbildung 10 stellt die Einschätzung, in den nächsten zehn Jahren von einer bestimmten Gefahr betroffen zu sein (horizontale Achse), der tatsächlichen Betroffenheit in den vergangenen zehn Jahren gegenüber (vertikale Achse). Die Abbildung zeigt, dass bezüglich Wohnungseinbruch und Raub die Zukunftserwartungen am ehesten mit den Verhältnissen in der Vergangenheit übereinstimmen. Die Werte liegen nahe an der 1/1-Diagonale. Für die weiteren Gefahren liegt die erwartete, zukünftige Betroffenheit über der tatsächlichen der letzten zehn Jahre. Wie in den Erhebungen der Vorjahre beobachtbar, wird vor allem die Gefahr auf Leib und Leben als deutlich höher eingeschätzt (11 Prozent), als sie in der Vergangenheit tatsächlich war (6 Prozent). Noch stärker weicht diese Einschätzung ab bei der Gefahr, von einem extremen Naturereignis betroffen zu sein: Das Verhältnis zwischen erwartetem (19 Prozent) und vergangenem Betroffenheitsgrad (6 Prozent) liegt bei über zwei zu eins. In dieser Divergenz spiegelt sich die die Ansicht eines Grossteils der Bevölkerung, dass extreme Naturereignisse künftig zunehmen werden: So zeigt sich, dass in der aktuellen Erhebung 80 Prozent der Befragten erwarten, dass in den nächsten zehn Jahren extreme Naturereignisse wie starke Unwetter oder Hochwasser häufiger sein werden (nicht in der Abbildung).

Im Gegensatz zum Vorjahr schätzen die Befragten im Juni 2020 die Gefahr, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, höher ein (25 Prozent), als es die Zahl zur tatsächliche Betroffenheit in der Vergangenheit wiedergibt (21 Prozent). Ebenso vermutet die Bevölkerung in der aktuellen Erhebung, künftig häufiger an einer schweren Krankheit zu erkranken, als dies ihre Erfahrung der letzten zehn Jahre gezeigt hat.

 

Abbildung 10: Betroffenheit und Einschätzung von Gefahren

Abbildung 10

Betroffenheit in den vergangenen zehn Jahren: «Von welchen der folgenden Vorfälle waren Sie selber in den vergangenen zehn Jahren in der Schweiz betroffen?»
Erwartete Betroffenheit in den nächsten zehn Jahren: «Wie schätzen Sie die Gefahr ein, von folgenden Ereignissen in den nächsten zehn Jahren in der Schweiz betroffen zu sein?»

Von Interesse sind die Betroffenheit und die Einschätzung auch unter Berücksichtigung des Alters der befragten Personen (Abb. 11). Die erwartete Betroffenheit eines Arbeitsplatzverlusts ist bei jungen Erwachsenen ähnlich hoch wie bei den 36- bis 65-Jährigen. Allgemein gehen diese Altersgruppen häufiger davon aus, dass sich die Welt im Vergleich zu ihren bisherigen Erfahrungen deutlich ändern wird – Im Gegensatz zu den Personen im Rentenalter. Mit Ausnahme der Einschätzung, zukünftig schwer zu erkranken, sind dagegen bei den über 65-jährigen Zukunftserwartungen verbreiteter, die der eigenen Vergangenheit gleichen.

 

Abbildung 11: Betroffenheit und Einschätzung von Gefahren

Abbildung 11

Betroffenheit in den vergangenen zehn Jahren: «Von welchen der folgenden Vorfälle waren Sie selber in den vergangenen zehn Jahren in der Schweiz betroffen?»
Erwartete Betroffenheit in den nächsten zehn Jahren: «Wie schätzen Sie die Gefahr ein, von folgenden Ereignissen in den nächsten zehn Jahren in der Schweiz betroffen zu sein?»

Technologischer Wandel und Sicherheit

Der technologische Wandel und die Digitalisierung schreiten voran. Wie beurteilt die Schweizer Bevölkerung diese Entwicklung? In dieser Studie richtet sich der Fokus dabei nicht auf das ganze Spektrum des durch die Digitalisierung getriebenen Wandels, sondern auf Bereiche, die unmittelbar mit dem Thema Sicherheit in Verbindung stehen.

Durch Fahrassistenzsysteme und selbstfahrende Autos verschieben sich Verantwortung und Kontrolle über Sicherheitsprozesse vom Menschen weg und hin zu automatisierten Systemen. Für rund die Hälfte der Befragten erhöhen dabei Fahrassistenzsysteme wie Notbrems- und Geschwindigkeitsassistent oder Müdigkeitswarner die Sicherheit (Abb. 12). Seit 2018 hat sich an der Haltung der Bevölkerung gegenüber diesen zunehmend verbreiteten Systemen kaum etwas geändert. Eher Sicherheitsbedenken hat die Bevölkerung gegenüber selbstfahrenden Autos: Für 42 Prozent vermindern selbstfahrende Autos die Sicherheit. Die Bevölkerung ist gegenüber dieser Technologie in der diesjährigen Erhebung wieder deutlicher skeptischer eingestellt als noch im Jahr 2019.

 

Abbildung 12: Einschätzung der Sicherheit von technologischen Entwicklungen
 

Abbildung 12

«Wie stufen Sie folgende Entwicklungen und / oder technische Möglichkeiten mit fortschreitender Digitalisierung bezüglich der Sicherheit ein?»

Auch in Bezug auf andere digitale Technologien wie bargeldlose Zahlungsmittel und digitale Identifikationsverfahren ist die Bevölkerung 2020 im Vergleich zum Vorjahr kritischer eingestellt – dies obwohl nach wie vor eine Mehrheit bei beiden Technologien kein erhöhtes Sicherheitsrisiko erkennt: Im Allgemeinen ist die Bevölkerung im Jahr 2020 der Ansicht, dass digitale Identifikationsverfahren wie Gesichtserkennung oder Fingerabdruckscanner die Sicherheit eher erhöhen (44 Prozent) oder zumindest nicht vermindern (33 Prozent). Etwas skeptischer sind die Befragten gegenüber dem Sicherheitsnutzen von bargeldlosen Zahlungsmitteln, sei es nun per Karte oder per App: Für 44 Prozent ist der bargeldlose Zahlungsverkehr gleich sicher wie das Bezahlen mit Bargeld. Nur für rund ein Viertel der Bevölkerung erhöht die Verwendung dieser Technologie die Sicherheit; ähnlich häufig erkennen die Befragten dagegen auch ein erhöhtes Sicherheitsrisiko (28 Prozent).

Im März 2020 hat der Bundesrat aufgrund der Corona-Ansteckungsgefahr die Bevölkerung dazu aufgerufen, sofern möglich, von zuhause aus zu arbeiten. Vermindert nach Ansicht der Bevölkerung Homeoffice die Sicherheit, weil beispielsweise Mitarbeitende von zuhause aus auf das Firmennetzwerk zugreifen oder vertrauliche Gespräche via Videokonferenzen führen? Rund ein Drittel der Bevölkerung ist der Ansicht, dass durch das Homeoffice die Sicherheit sinkt. 42 Prozent sind der Ansicht, dass es in Bezug auf die IT-Sicherheit keine Rolle spiele, von wo aus gearbeitet wird (Abb. 13).

 

Abbildung 13: Einschätzung der Sicherheit von technologischen Entwicklung – Homeoffice

Abbildung 13

«Wie stufen Sie folgende Entwicklungen und / oder technische Möglichkeiten mit fortschreitender Digitalisierung bezüglich der Sicherheit ein?» «Arbeiten im Homeoffice (z. B. Zugriff auf Unternehmensnetzwerke von zu Hause aus, vertrauliche Sitzungen via Videokonferenzen)»

Deutliche Unterschiede bei der Einschätzung der IT-Sicherheit gibt es je nach Alter und Ausbildung der Befragten. Personen im Rentenalter haben häufiger Sicherheitsbedenken (37 Prozent) als Personen im erwerbsfähigen Alter (31 Prozent bzw. 30 Prozent), wobei vor allem die jungen Erwachsenen diesen Technologien vertrauen (30 Prozent). Ebenso nehmen die Bedenken mit zunehmendem Bildungsniveau zu: Mehr als jede dritte Person mit einem Universitäts- oder Fachhochschulabschluss hat Bedenken, dass die Arbeit von zuhause aus zu einem Sicherheitsrisiko werden könnte. Keine Unterschiede zeigen sich dagegen nach Geschlecht.