Neue Schadenorganisation hilft bei Erdbeben
Erdbeben gehören zu den grössten Risiken für die Schweiz. Mit der neu gegründeten Schadenorganisation Erdbeben (SOE) sollen solche Ereignisse künftig koordiniert bewältigt werden.
500 bis 800 Mal. So oft bebt die Erde in der Schweiz pro Jahr. Zwar sind nur 10 bis 15 dieser Ereignisse auch tatsächlich spürbar – doch Tatsache ist: Auch hierzulande kann jederzeit ein starkes Beben auftreten. Gemäss der nationalen Risikoanalyse des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz gehören Erdbeben zusammen mit Strommangellagen und Pandemien zu den grössten Risiken für die Schweiz. Experten sind sich zudem einig, dass die volkswirtschaftlichen Kosten eines Erdbebens 100 Milliarden Franken übersteigen könnten. «Damit die Schäden durch ein Erdbeben nicht laufend weiter ansteigen, ist es entscheidend, wie schnell das Ereignis bewältigt werden kann», betont Bruno Spicher, Geschäftsleiter der neu gegründeten Schadenorganisation Erdbeben. Oder anders formuliert: «Mit einer effizienten Erfassung und Abwicklung der Schäden liesse sich enorm viel Geld einsparen.»
Neue Organisation schliesst wichtige Lücke
Um besser auf mögliche Erdbebenereignisse vorbereitet zu sein, wurde vergangenes Jahr die neue Schadenorganisation Erdbeben lanciert. Finanziert und getragen wird das «Public-Private-Partnership»-Projekt durch die Kantone, die Kantonalen Gebäudeversicherungen und die Privatversicherungen. Fachstellen des Bundes wie der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH Zürich, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz sowie das Bundesamt für Umwelt unterstützen die SOE ebenfalls. Damit schliesst die Organisation eine wichtige Lücke im Vorbereitungsdispositiv. «Die SOE wird massgebend dazu beitragen, dass sich Wirtschaft und Gesellschaft nach einem Erdbeben rasch wieder erholen können», ist Bruno Spicher überzeugt. Einen wichtigen Part übernimmt dabei auch die Assekuranz: Die Versicherungen werden im Ereignisfall ihre Erfahrungen in der Schadenermittlung und Schadenabwicklung zur Verfügung stellen.
Verschiedene Spezialisten helfen mit
Im vierten Quartal 2023 soll der operative Betrieb der SOE aufgenommen werden. Die SOE wird künftig die technische Infrastruktur und die nötigen Informationen zu den beschädigten Gebäuden zur Verfügung stellen. Auf dieser Grundlage können die zuständigen Behörden nach einem Ereignis entscheiden, ob die betroffenen Gebäude weiter genutzt werden können. Da nach wird die SOE mit ihren Fachleuten die Gebäude besichtigen und eine Schadenschätzung erstellen, wie hoch die Reparatur beziehungsweise die Wiederaufbaukosten sind. Für diese Dienstleistung wird die SOE die dazu not wendigen Spezialisten wie Ingenieure, Architekten oder Versicherungsfachleute koordinieren und einsetzen. «Denn nur eine landesweite, breit abgestützte Organisation ist in der Lage, das dafür nötige Fachwissen bereitzustellen», erklärt Bruno Spicher.
Aktuell sind die Projektverantwortlichen dabei, die nötige IT-Infrastruktur aufzubauen und die Datenbanken zu erstellen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung einer mobilen Anwendung. «Im Falle eines Erdbebens ist es wichtig, dass die Fachleute schnell handeln können. Je mobiler und flexibler die Technologie, desto besser.» Dank der SOE werden alle Schäden in den betroffenen Regionen nach einheitlichen Kriterien aufgenommen und bewertet. «Das ist eine zentrale Voraussetzung für die Gleichbehandlung aller Betroffenen», sagt Bruno Spicher. Er betont: «Die Pandemie hat schliesslich eindrücklich gezeigt, welche Bedeutung eine koordinierte Krisenbewältigung bei einem Grossereignis hat.»