Der Schweizer Versicherungsmarkt gehört zu den 20 grössten der Welt. In keinem anderen Land wird ein höherer Betrag für Versicherungsprämien auf inländische Risiken ausgegeben als in der Schweiz. Mit einer Wertschöpfung von knapp 20 Mrd. Franken oder einem Anteil von rund 4 Prozent der nationalen Bruttowertschöpfung ist die Versicherungsbranche ein wichtiges Standbein der Schweizer Volkswirtschaft. Auch innerhalb des Finanzsektors erreicht die Assekuranz eine beachtliche Grösse und trägt massgeblich zur Diversifizierung des Finanzplatzes bei.
In der jüngsten Geschichte der Schweizer Assekuranz sind mehrere Wendepunkte auszumachen, die zu einem deutlichen Strukturwandel führten. Entkartellisierung, Technologisierung, Überarbeitung des Geschäftsmodells nach dem Scheitern der Allfinanzidee sowie die Bildung des Rückversicherungsclusters sind Schlagworte dieses Wandels. Insgesamt hat die Assekuranz den Strukturwandel sehr erfolgreich bewältigt. Zum Ausdruck kommt der Erfolg in markanten Effizienz- und Produktivitätssteigerungen.
Im vergangenen Jahr rangierte das Versicherungsgewerbe unter den Wachstumsleadern der Schweizer Volkswirtschaft. Aufgrund der aufheiternden Konjunktur ab Mitte 2013 dürften auch zukünftig die Nachfrage nach Versicherungsleistungen sowie das Potential der Finanzanlagen steigen. BAKBASEL rechnet mit einer weiterhin überdurchschnittlichen Wirtschaftsentwicklung des Versicherungsgewerbes. Bei anhaltender Attraktivität der Standortbedingungen ist zudem mit einer weiteren Verstärkung des Rückversicherungscluster in Zürich zu rechnen.
Die Standortattraktivität gehört zu den wichtigsten grundlegenden Voraussetzungen für viele der positiven Effekte und für künftige Chancen im Versicherungsgewerbe. Dass die Schweiz sich diesbezüglich vorteilhaft zeigt, kommt nicht zuletzt in der Ansiedlung zahlreicher namhafter Unternehmen des Versicherungs- und Finanzgewerbes zum Ausdruck. Wesentliche Elemente der Standortattraktivität sind das verlässliche allgemeine regulatorische Umfeld, die politische und wirtschaftliche Stabilität, erstklassige Infrastruktur und Erreichbarkeit sowie eine wettbewerbsfähige Besteuerung bei gleichzeitig nachhaltigem öffentlichen Haushalt.
Auch die Verfügbarkeit von Fachkräften gilt als zentraler Faktor bei der Standortwahl von Unternehmen. Die Schweiz kann dieses Bedürfnis dank dem herausragenden Bildungsangebot und der spitzenmässigen Lebensqualität vorerst befriedigen. Allerdings zeichnet sich international ein steigender Fachkräftemangel im Versicherungsgewerbe ab, die Anstrengungen dürfen also nicht nachlassen. Neben der Pflege der Standortattraktivität für Privatpersonen, kann dem Fachkräftemangel mit verstärkter gezielten Aus- und Weiterbildung des lokalen Personals entgegengewirkt werden.
Von der Branche mit Sorge beobachtet wird die Entwicklung der versicherungsspezifischen Regulierung. Je nach Ausgestaltung des europäischen Pendants zum Schweizer Solvenztest (SST), Solvency II, ist eine gravierende Benachteiligung des Standortes Schweiz denkbar. Weitere grosse Chancen sind im Bereich der fortschreitenden Technologisierung der Branche, dem Klimawandel sowie der Eroberung neuer Märkte auszumachen. Neben den Schwellenländern (für Rückversicherer) könnte auch ein Dienstleistungsabkommen mit der EU Herausforderungen bieten. Eine solche Marktöffnung ist jedoch nicht nur mit Chancen, sondern (zumindest kurzfristig) auch mit Risiken in Form von Konsolidierungseffekten verbunden.