Nach­hal­tig­keit: Die Her­aus­for­de­rung Un­der­wri­ting

Kommentare19. Juni 2023

Ein nachhaltiges Versicherungswesen im Interesse aller Beteiligten bedeutet, dass Versicherer den nachhaltigen Wandel fördern.

Die Nachhaltigkeit ist im Kerngeschäft der Versicherer angekommen. Die Principles for Sustainable Insurance (PSI), welche viele Gesellschaften unterzeichnet haben, um ihr Nachhaltigkeitsengagement zu unterstreichen, fördern die Auseinandersetzung mit dem Thema. So lautet ein PSI-Prinzip, Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (Environment, Social, Governance – ESG), die für das Versicherungsgeschäft relevant sind, in die Entscheidfindung einzubeziehen. Das Underwriting spielt eine grosse Rolle, wenn es darum geht, die Dekarbonisierung der Wirtschaft und damit die Transformation von Geschäftsmodellen zu unterstützen. Weltweit agierende Versicherungen formulieren dafür Fossile-Energien-Richtlinien. Jedoch nur wenige Versicherer schliessen Deckungen von neuen Öl- und Gasprojekten bisher ganz oder teilweise aus.

Nachhaltigkeitsrisiken sind auch Reputationsrisiken

Versicherungen leisten mit der Übernahme von Risiken einen elementaren Beitrag zur sozialen Stabilität der Gesellschaft. Am Versicherungsschutz hängen Arbeitsplätze, das Wachstum und das Überleben von Unternehmen. Ein preisgünstiger Versicherungsschutz erlaubt es den Unternehmen, das Kapital hauptsächlich für ihre Wirtschaftstätigkeit einzusetzen und unternehmerische Risiken einzugehen. Finden sie keinen Versicherungsschutz mehr, verteuert das nicht nur ihre Geschäftsaktivität, sondern verringert auch den dadurch geschaffenen Wohlstand für die Mitarbeitenden, Aktionäre und Volkswirtschaften, die vom Erfolg der Unternehmen profitieren.

Nachhaltigkeitsrisiken sind heute aber insbesondere auch Reputationsrisiken, weshalb eine ESG-Prüfung und entsprechende Kriterien ins Underwriting der Versicherungen bei der Bewertung ihrer Kunden einfliessen. Zudem gibt es zunehmend Risiken, die aufgrund des fortschreitenden Klimawandels nicht mehr versicherbar sind. In den USA haben sich Versicherungen bereits aus zahlreichen unwettergeplagten Gebieten zurückgezogen. Während in diesen Fällen risikobasierte Überlegungen eine Rolle spielen, werden vereinzelt auch Unternehmen ausgeschlossen, die trotz verstärktem Engagement der Versicherer die Transformation ihrer Geschäftsmodelle nicht angehen wollen. 

Wichtig ist es, die Realwirtschaft in ihrer Transformation zu begleiten.

Solange aber die ausgeschlossenen Unternehmen anderweitig Versicherungsschutz finden, beschleunigt dies die Dekarbonisierung der Wirtschaft nicht. Wichtig ist es, die Realwirtschaft in ihrer Transformation zu begleiten. Gerade bei kleineren Unternehmen fehlen know how und Ressourcen, um sich mit den Herausforderungen von Nachhaltigkeitskriterien auseinanderzusetzen und Geschäftsmodelle darauf auszurichten. Als Versicherung sollte man hier beratend unterstützen und das Gespräch suchen – auch um einen Beitrag zur sozialverträglichen Anpassung zu leisten. Als Begleiterin der Transformation leisten Versicherungen einen wichtigen Beitrag bei einer sozialverträglichen Anpassung von Geschäftsmodellen. Hier können Versicherer die Vorteile ihres Kerngeschäftes noch besser ausspielen.

Versicherer fördern den nachhaltigen Wandel

Ein nachhaltiges Versicherungswesen im Interesse aller Beteiligten bedeutet, dass Versicherer den nachhaltigen Wandel fördern. Die Anforderungen an eine transparente Offenlegung – sowohl für die Realwirtschaft als auch für die Versicherungen – werden sich erhöhen. Damit steigt auch der öffentliche Druck auf ressourcenintensive Geschäftsmodelle.