Stand­ort Schweiz

Rückgrat der Versicherungsbranche

Die Rückversicherer haben sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem Wachstumsmotor für die Branche entwickelt. Eine aktuelle Studie zeigt die Bedeutung dieses Versicherungszweigs. 

Als Rückversicherungsstandort gehört die Schweiz zur globalen Spitze. Gemessen an den Nettoprämien ist die Schweiz weltweit der drittgrösste Standort für Rückversicherer. Hinter den USA mit 71 Milliarden Franken und Deutschland mit 54 Milliarden folgt die Schweiz mit 23 Milliarden. Mehr als die Hälfte des weltweiten Prämienvolumens der Rückversicherer entfällt auf diese drei Standorte. Mit Swiss Re ist zudem der weltweit zweitgrösste Rückversicherer in Zürich beheimatet.

Die Rückversicherer weisen im Vergleich zur Gesamtwirtschaft eine um ein Vielfaches höhere Arbeitsplatzproduktivität auf.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Economics hat nun die volkswirtschaftliche Bedeutung der Rückversicherungen in der Schweiz untersucht. Die Studie zeigt eine Branche mit überdurchschnittlichen Werten. Die Rückversicherer weisen im Vergleich zur Gesamtwirtschaft eine um ein Vielfaches höhere Arbeitsplatzproduktivität auf. Eine überdurchschnittliche Wertschöpfungsentwicklung seit der Jahrtausendwende hat sie zudem zu einem Wachstumsmotor für die Versicherungswirtschaft gemacht. Trugen sie zwischen 2000 und 2010 noch sieben Prozent zum Wertschöpfungswachstum der Versicherungswirtschaft bei, so stieg ihr Anteil 2010 bis 2020 auf 31 Prozent. Und ihre Bedeutung wirkt über die Versicherungsbranche hinaus. 2021 versorgten die Rückversicherer mit ihren Anlagen die Realwirtschaft mit 97 Milliarden Franken. Und die Unternehmen zahlten 221 Millionen Franken Gewinn- und Kapitalsteuern.

Schadenzahlungen schwanken stark 

Insbesondere für die Versicherungsbranche sind die Rückversicherer relevant. «Sie spielen für die Erstversicherungen eine wichtige Rolle. Sie übernehmen einen Teil der Schadenlast. So können die Erstversicherungen ihre Risikoexponierung reduzieren», erklärt Sebastian Schultze. Der Autor der aktuellen BAK-Studie fügt an, «angesichts zunehmender grosser Katastrophen und komplexer Risiken ist die Rückversicherung von Risiken für einen intakten und stabilen Versicherungsmarkt unabdingbar.»

«Eine Umfrage unter den Rückversicherungen hat gezeigt, dass der Zugang zu offenen Rückversicherungsmärkten weltweit, das regulatorische Umfeld sowie die politische und makroökonomische Stabilität zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren zählen»

Sebastian Schultze

Als Versicherer der Versicherer rückversichern sie Portfolios von ähnlichen Risiken, beispielsweise Autoschaden und Erdbeben, oder grosse Einzelrisiken wie Industrieanlagen. Zu drei Viertel sind sie im Nichtleben-Geschäft tätig. Signifikant wirken sich Grossereignisse wie Naturkatastrophen auf ihre Schadenzahlungen aus. Diese schwanken stark: Im Jahr 2020 zahlten Schweizer Rückversicherer 26 Milliarden Franken für Versicherungsfälle. Im Folgejahr sank dieser Wert auf 22 Milliarden Franken. Um diese grossen Risiken zu tragen sind Rückversicherer global diversifiziert. 45,6 Milliarden Franken an globalen Bruttoprämien werden in der Schweiz verbucht. Der grosse Teil stammt mit 19,4 Milliarden Franken aus Europa, Nordamerika mit 17,3 Milliarden und Asien/Pazifik 6,7 Milliarden. 

Bildungssystem ist Trumpf im Standortwettbewerb 

Mit dieser globalen Ausrichtung stärken die Rückversicherer die Schweizer Exportbasis. Davon profitiert die Schweizer Versicherungswirtschaft. «Aufgrund des Rückversicherungshubs kann sie im Gegensatz zu Ländern, in denen die Versicherungen mehrheitlich national in vergleichsweise gesättigten Märkten operieren, auch vom hohen Wachstum des globalen Versicherungsmarktes profitieren», sagt Sebastian Schultze. Diese erfolgreiche Entwicklung ist nur mit passenden Rahmenbedingungen möglich. «Eine Umfrage unter den Rückversicherungen hat gezeigt, dass der Zugang zu offenen Rückversicherungsmärkten weltweit, das regulatorische Umfeld sowie die politische und makroökonomische Stabilität zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren zählen», sagt Sebastian Schultze.

Auch der Zugang zu Fachkräften ist entscheidend. Diese werden heute international gesucht und rekrutiert. Dennoch sieht er auch gute Bildungsinstitutionen als Vorteil. Sebastian Schultze sagt: «Generell ist der Wettbewerb um Spitzenkräfte sehr hoch, weshalb ein gutes Bildungssystem vor Ort sowie der Zugang zu internationalen Arbeitsmärkten als Trumpf im Standortwettbewerb angesehen wird.» Zusätzlich erhöhen die bereits anwesenden Rückversicherer die Attraktivität des Standortes. 68 Rückversicherer und Zweigniederlassungen ausländischer Unternehmen waren Anfang Jahr in der Schweiz angesiedelt und bilden ein Rückversicherungscluster. 

Weiterführende Informationen

Weiterführende Informationen: BAK-Studie zeigt die volkswirtschaftliche Bedeutung der Rückversicherer in der Schweiz.

Steter Einsatz für gute Rahmenbedingungen

Robert Wiest ist CEO des Rückversicherers MS Reinsurance, einer Tochter der japanischen MS&AD Insurance Group. Er sagt, weshalb Zürich ein attraktiver Standort ist und was ihn seit 28 Jahren an der Branche fasziniert. 

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