BAK Stu­die 2021: Volks­wirt­schaft­li­che Be­deu­tung des Schwei­zer Fi­nanz­sek­tors

Studien23. November 2021

Wie viele Arbeitsplätze generiert der Schweizer Finanzsektor? Wie hoch ist die Wertschöpfung, welche direkt und indirekt mit den Aktivitäten der Banken und Versicherungen verbunden ist? Und wie viel trägt der Finanzsektor zum Steueraufkommen der Schweiz bei? Die Studie im Auftrag des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV und der Schweizerischen Bankiervereinigung SBVg beantwortet diese Fragen in kompakter Form.

Aufgrund seiner Wirtschaftsleistung gehört der Finanzsektor zu den wichtigsten Stützen der Schweizer Wirtschaft. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette entstand 2020 eine Bruttowertschöpfung von CHF 95.5 Mrd. Rund 40 Prozent dieses ökonomischen Fussabdrucks entstand bei den Banken, 30 Prozent bei den Versicherungen sowie 30 Prozent bei Unternehmen aus anderen Branchen, die indirekt bei der Produktion von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen involviert waren. Ebenfalls von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung ist die Infrastrukturfunktion des Finanzsektors, von welcher Wirtschaft und Bevölkerung profitieren. Während der Pandemie kam dieser Infrastrukturfunktion eine besondere Bedeutung zu.

Stabilisierende Aktivitäten des Finanzsektors im Umfeld der Corona-Pandemie

Die Versorgung der Wirtschaft und der Bevölkerung mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen gehört zur zentralen Infrastruktur einer intakten Volkswirtschaft. Ohne funktionierende Banken würde die Geldversorgung zusammenbrechen und das Wirtschaften praktisch verunmöglicht. Ohne Versicherungen würden Schadensfälle verheerende oder gar existentielle Bedrohungen darstellen, und ohne die Absicherung finanzieller Risiken wäre die wirtschaftliche Aktivität deutlich eingeschränkt. In der Coronakrise kamen die Banken ihrer Funktion als Infrastrukturdienstleister bei der Abwicklung des COVID 19-Kreditprogramms in besonderem Masse nach. Um Liquiditätsengpässen entgegenzuwirken, konnten Unternehmen vom 26. März bis 31. Juli 2020 einen COVID-19-Überbrückungskredit beantragen. Jedes vierte Unternehmen in der Schweiz nahm dieses Angebot in Anspruch. Insgesamt wurden im Rahmen des Kreditprogramms CHF 16.9 Mrd. gewährt. Die Versicherungen zahlten Unternehmen für finanzielle Verluste im Jahr 2020 mit CHF 1.3 Mrd. drei Mal so viel aus wie 2019. Dies vor allem wegen Betriebsunterbrechungen und Eventausfällen. Damit konnten Liquiditätsengpässe bei den Unternehmen abgefedert werden.

Finanzsektor erwirtschaftet direkt zehn Prozent der Schweizer Wirtschaftsleistung

Mit einer Wertschöpfung von CHF 66.5 Mrd. erwirtschafteten die Unternehmen des Finanzsektors im Jahr 2020 rund zehn Prozent der Schweizer Wirtschaftsleistung. Darüber hinaus lösen die Banken und Versicherungen auch wirtschaftliche Aktivitäten ausserhalb des Finanzsektors aus. So führt die Vorleistungsnachfrage – bspw. nach IT- oder Beratungsdienstleistungen – zu Aufträgen für Unternehmen entlang der gesamten vorgelagerten Wertschöpfungskette. Zudem profitieren insbesondere der Handel und das Gewerbe von den Konsumausgaben der Beschäftigten. Unter Berücksichtigung sämtlicher solcher Effekte entlang der Wertschöpfungskette entstanden im Jahr 2020 insgesamt CHF 95.5 Mrd. Wertschöpfung. Damit ist jeder siebte Wertschöpfungsfranken der Schweizer Wirtschaft auf die Aktivitäten der Banken und Versicherungen zurückzuführen. Auch auf dem Arbeitsmarkt zeigt sich die hohe Bedeutung des Finanzsektors. Mit mehr als 224'000 Vollzeitstellen stellt der Finanzsektor jeden zwanzigsten Arbeitsplatz der Schweiz. Unter Einbezug aller indirekt involvierten Unternehmen aufgrund der wirtschaftlichen Verflechtungen sind es mehr als 430'000 Arbeitsplätze (FTE). Somit ist jeder zehnte Arbeitsplatz mit der Geschäftstätigkeit des Finanzsektors verbunden.

BAK2021_Bruttowertschöpfung_Arbeitsplätze_de

Nominale Bruttowertschöpfung in Mrd. CHF, Arbeitsplätze: Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten (FTE)
Quelle: BAK Economics

Substanzielles Steueraufkommen im Finanzsektor

Die von Bund, Kantonen und Gemeinden erhobenen Steuern, die direkt oder indirekt mit dem Finanzsektor verbunden waren, beliefen sich 2020 auf geschätzte CHF 17.1 Mrd. Das entspricht rund zwölf Prozent der gesamten Fiskalerträge der öffentlichen Hand. Etwa CHF 9.7 Mrd. davon waren auf Steuern aus Arbeitseinkommen und Unternehmensgewinnen zurückzuführen. Zusätzliche CHF 7.4 Mrd. nahm der Bund in Form von Steuern auf Finanzmarkttransaktionen und Finanzdienstleistungen ein.

Finanzsektor profitiert von wirtschaftlichem Aufschwung

Durch die im Verlauf des Jahres vorgenommenen Öffnungsschritten in vielen Ländern und der angeregten Nachfrage erholt sich die Wirtschaft sowohl in der Schweiz als auch global vom coronabedingten Einbruch. Davon profitiert auch der Finanzsektor. Durch das insgesamt gute Börsenjahr 2021 steigen bei den Banken die Einnahmen aus der Vermögensverwaltung. Im Zusammenhang mit der Coronakrise ist zwar vermehrt mit dem Ausfall von Unternehmenskrediten zu rechnen. Die negativen Auswirkungen dürften sich aber unter anderem aufgrund der geringen Kreditbestände bei hart getroffenen Branchen in Grenzen halten. Daraus folgend erwartet BAK Economics einen moderaten Zuwachs der Bankenwertschöpfung (2021: 1.6%, 2022: 1.6%). Bei den Versicherungen wirken sich höhere Prämieneinnahmen und eine insgesamt tiefere Schadenbelastung als im Vorjahr positiv auf die Wertschöpfungsentwicklung (2021: 2.0%, 2022: 2.1%) aus.

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