«Je­der Kun­den­kon­takt er­zählt ei­ne an­de­re Ge­schich­te»

Jahresbericht

Bernard Dietrich ist Leiter Vertrieb & Marketing bei der Basler Versicherung und Mitglied des Ausschusses Bildungs- und Arbeitgeberpolitik des SVV.

Beitrag aus dem Jahresmagazin View

Die Versicherungsbranche bietet viele berufliche Perspektiven. Gemäss Bernard Dietrich vom Ausschuss Bildungs- und Arbeitgeberpolitik beim SVV, fördert der duale Bildungsweg die unterschiedlichen Fähigkeiten, die in Unternehmen gebraucht werden.

Bernard Dietrich

Herr Dietrich, weshalb soll ein junger Mensch in die Versicherungsbranche einsteigen?

Es gibt kaum eine Branche mit so vielen Berufsbildern innerhalb eines Unternehmens. Wir können entsprechend viele Perspektiven bieten. Das zeigt sich auch darin, dass wir langjährige Mitarbeitende haben, die verschiedenste Funktionen während ihrer Laufbahn innehatten.

Finden Sie heute die richtigen Mitarbeitenden?

Es ist eine Herausforderung. Die Anforderungen sind gestiegen. Fachliches Wissen ist Voraussetzung, aber auch gute Organisation und Zeitmanagement werden verlangt. Veränderungsfähigkeit ist von Bedeutung. Mitarbeitende müssen neues Fachwissen relativ schnell lernen können. Und sie müssen innovativ sein: Innovation ist vor allem eine Sache des Kopfes.

Braucht es für den Aussendienst spezielle Fähigkeiten?

Natürlich müssen Mitarbeitende Aussenedienst heute in vielen Bereichen fit sein wie beispielsweise der Digitalisierung. Aber es ist immer noch die soziale Fähigkeit, die entscheidend ist und bleibt: Jeder Kundenkontakt erzählt eine neue Geschichte. Das ist genau der Reiz dieser Tätigkeit.

Was muss ein Unternehmen bieten, um attraktiv zu sein?

Heute verlangen Mitarbeitende, dass Homeoffice möglich ist genauso wie Teilzeit. Früher war dies gerade im Aussendienst undenkbar. Es herrschte die Philosophie, dass du zwischen 100 und 150 Prozent arbeitest. Um die neue Generation für diese Jobs zu gewinnen, sind wir hier flexibler geworden.

Was erwarten Sie vom Gesetzgeber?

Diese Flexibilisierung ist heute vom Arbeitsmarkt gefordert. Es ist notwendig, dass die Gesetze die heutige Realität abbilden und diese nicht verhindern.

Reicht die Flexibilisierung, um die richtigen Mitarbeitenden zu gewinnen?

Unsere Erfahrung zeigt, dass wir damit gerade auch Frauen gewinnen können. Wir haben schöne Erfolgsgeschichten. Eine Generalagentur hat im Aussendienst schon einen Frauenanteil von 25 Prozent erreicht. Das mag nach wenig klingen. Wenn man das Wachstum betrachte ist das erfreulich. Wir kommen von praktisch null.

Wie wichtig ist diese Durchmischung?

Sehr, nicht nur bezüglich Frauen und Männer. Wir brauchen die verschiedensten Fähigkeiten, die sich ergänzen. Dazu gehört auch, dass wir genauso Hochschul- und Universitätsabgängerinnen und -abgänger brauchen wie Lehrabsolventen. Sie bringen andere Fähigkeiten. Diese Ergänzung bringt uns weiter. 

Hat ein Lehrabsolvent dieselben Möglichkeiten, wie ein Hochschulabsolvent?

Wenn er einfach die Lehre macht und dann arbeitet nicht unbedingt. Aber es gibt heute so viele Angebote, dass sie mit einer Lehre dieselbe Perspektive haben, wenn sie wollen. Eine Lehre ist einfach ein anderer Einstieg mit mehr Praxiserfahrung.

Finden Sie die richtigen Lernenden?

Es ist schwieriger geworden. Viele gehen in eine weiterführende Schule statt in die Lehre. Es ist deshalb wichtig, dass wir aufzeigen, wie attraktiv dieser Weg ist, was die Vorteile und Chancen sind. Das ist nicht die Aufgabe eines einzelnen Unternehmens. Dass müssen wir als Branche leisten, da ist der Verband gefordert. Wir müssen junge Menschen für diesen Weg motivieren.