Geld­po­li­tik

VernehmlassungenArchive22. November 2017

Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses und die Senkung der Zinsen durch die Schweizerische Nationalbank haben die Rahmenbedingungen für die Schweizer Wirtschaft massiv verändert. Die Versicherungswirtschaft erweist sich auch unter diesen Bedingungen als äusserst robust. Fremdwährungsrisiken haben die Versicherer in der Regel ganz oder teilweise abgesichert und die Aktienanteile in ihren Anlageportefeuilles sind tief. Eine sehr grosse Herausforderung stellen die anhaltend tiefen und teilweise negativen Zinsen dar. Dennoch sind die Leistungen und Versprechen der Versicherer gegenüber ihren Kunden in keiner Weise gefährdet. Im Gegenteil: Gerade jetzt zeigt sich, wie wertvoll die Garantien der Privat­versicherer sind – beispielsweise in der beruflichen Vorsorge.

Schweizerische Nationalbank hält an den Negativzinsen fest

Am 15. Januar 2015 hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro aufgehoben. Zugleich hat sie den Zins für Guthaben auf Girokonten, die einen bestimmten Freibetrag übersteigen, um 0,5 Prozentpunkte auf minus 0,75 Prozent gesenkt. Das Zielband für den Dreimonats-Libor verschob sie auf minus 1,25 Prozent bis minus 0,25 Prozent. An diesen negativen Zinsen hält sie fest um den Kurs des Schweizer Frankens zu halten.

Versicherte Werte und Leistungen nicht gefährdet

Die versicherten Werte und Leistungen sind durch die aktuelle Zinspolitik der SNB nicht gefährdet. Gerade jetzt zeigt sich, wie wertvoll die einmaligen Garantien im Vollversicherungsmodell der beruflichen Vorsorge, aber auch in der Einzellebensversicherung für die Kunden sind. Die Renditen auf bestehenden Lebensversicherungsprodukten bleiben aber weiter auf niedrigem Niveau. Für neue Verträge in der Lebensversicherung – das sogenannte Neugeschäft – können die Versicherten jedoch derzeit, wenn überhaupt, nur noch mit einer marginalen Verzinsung ihres Kapitals rechnen.

Schweizerische Privatassekuranz ist wirtschaftlich gesund

Die Unternehmen der schweizerischen Privatassekuranz sind wirtschaftlich gesund. Sie verfügen über genügend Reserven, um auch unter den aktuell schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen ihren vertraglich zugesicherten Leistungen nachzukommen.

Professionelles Risikomanagement hat sich bewährt

Das professionelle Risikomanagement ist Teil des Kerngeschäfts der Versicherungsbranche. Die Vermögenswerte der Versicherer sind auf die Verpflichtungen abgestimmt – im Volumen und auf der Zeitachse. Es wurde genügend (Eigen-)Kapital geschaffen. Die Anlagen sind breit diversifiziert und Fremdwährungsrisiken in der Regel abgesichert («gehedged»). «Aktien und ähnliche Anlagen» machten Ende 2016 nur gerade 3 Prozent der Kapitalanlagen der Versicherer aus. Die geltende Regulierung hat sich bewährt.

Regulierung und Aufsicht müssen verhältnismässig sein

Es braucht keine Verschärfungen und zusätzliche Auflagen in der Aufsicht. Unternehmerische Freiheit und Freiraum für die Versicherungsgesellschaften sind gerade jetzt Voraussetzungen, dass die heute schwierige Zeit erfolgreich gemeistert und überstanden werden kann. Die überbordende Regulierung kann die Versicherungsbranche jedoch auf die Dauer gefährden. Die Kapitalanforderungen in der Lebensversicherung sind in der Schweiz weit höher als zum Beispiel in der EU. Die regulierungs- und aufsichtsbedingten Kosten haben in den letzten Jahren massiv zugenommen.

Herausforderung durch anhaltend tiefe Zinsen

Die anhaltende Phase der Tief- und Negativzinsen stellt für die Privatversicherung eine Herausforderung dar. Es ist für die Versicherer schwierig, die notwendigen Erträge aus risikoarmen Anlagen zu erwirtschaften. Die Renditeerwartungen müssen noch weiter nach unten korrigiert werden. Die Versicherer könnten gezwungen sein, auf das Anbieten neuer klassischer Lebensversicherungen zu verzichten.

Auch der auf 1 Prozent reduzierte BVG-Mindestzinssatz für 2017 ist aufgrund des Zinsumfelds zu hoch. Die Versicherer fordern deshalb eine weitergehende Reduktion. Der Beitrag des 3. Zahlers (die Anlagerenditen) bleibt geringer.

Wachstum der Versicherungen wird gebremst

Das Tiefzinsniveau wirkt sich vor allem für die Entwicklung des Lebengeschäfts aus, mit Konsequenzen auf das Wachstum der gesamten Branche.

Die Nachfrage nach Vollversicherungen in der beruflichen Vorsorge bleibt als Alternative zu den Pensionskassen hoch. Vollversicherungen reduzieren das Risiko für die Versicherten und die Arbeitgeber, was in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit knappen Margen doppelt zählt. Das Tiefzinsumfeld, die demographische Entwicklung und die hohen Kapitalanforderungen an die Versicherer führen dazu, dass das Angebot an valablen Versicherungslösungen in der beruflichen Vorsorge kleiner geworden ist. Dies hat zu einem Rückgang der Prämieneinnahmen im 2016 geführt, der auch 2017 noch anhalten dürfte.

Die Risikoversicherung in der Einzel-Lebensversicherung bleibt attraktiv. Sie kann in schwierigen Zeiten erhöhte Sicherheit für den einzelnen Menschen und für Partner und Familien bieten. Die Nachfrage nach Einzel-Kapitalversicherungen und Einzel-Rentenversicherungen dürfte wegen der tiefen Renditen gering bleiben.

Die Schadenversicherung hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung und vom Wohlstand der Gesellschaft, auch von den Preisen für Häuser und Güter ab. Die Prämieneinnahmen in diesem Geschäft dürften weiterhin kontinuierlich steigen.

Die Rückversicherung konnte sich in den letzten Jahren in der Schweiz erfolgreich entwickeln. Dieses grenzüberschreitende Geschäft ist nicht im gleichen Ausmass von der Geldpolitik der SNB abhängig und betroffen wie die Erstversicherer, sondern vielmehr von globalen Trends und Entwicklungen in der (Finanz-)Wirtschaft.

Die Versicherer arbeiten weiter an ihrer Effizienz und optimieren ihre internen Abläufe. Auch der technologische Wandel führt laufend zu Anpassungen. In einzelnen Fällen könnten gewisse Prozesse aus Kostengründen ins Ausland transferiert werden und somit Arbeitsplätze in der Schweiz verloren gehen.