Die Net­to-Null er­rei­chen

Kontext01. Juni 2022

Diverse Mitglieder des SVV engagieren sich stark in der Net-Zero Asset Owner Alliance. Der internationale Verbund will bis 2050 CO2-neutrale Kapitalanlagen erreichen. 2021 ist der SVV als Supporter der Alliance beigetreten. 

«Wir treten in eine neue Phase des Nachhaltigkeitsmanagements ein», betont Roger Faust, CIO der Allianz Suisse Versicherungs­-Gesellschaft AG. «Das bedeutet, dass wir ehrgeizige Verpflichtungen eingehen und einhalten.» Dazu gehört das Engagement in der Net­-Zero Asset Owner Alliance (AOA). Die Vereinten Nationen haben diese 2019 ins Leben gerufen. Ihr Ziel: CO2­-neutrale Anlageportfolios bis 2050, womit ein Temperaturanstieg von 1,5 Grad Celsius nicht überschritten werden soll.

Über 71 Mitglieder wie Versicherer, Pensionskassen oder Banken gehören heute der globalen Alliance an. Zusammen verwalten sie ein Vermögen von über zehn Billionen Dollar. Die Allianz gehört zu den zwölf Gründungsmitgliedern – wie auch die Swiss Re. «Als Rückversicherer liegt es klar in unserem Interesse, die Konsequenzen der Klimarisiken zu mildern», sagt Pascal Zbinden, Co­Head Strategic Asset Allocation (SAA) & Markets. «Zudem können wir als Asset Owner nicht nur unsere eigenen Risiken reduzieren, sondern auch zum notwendigen Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft beitragen.»

Versicherer haben aufgrund ihres langen Anlagehorizonts der Prämiengelder ein grosses Interesse, ihre Kapital­ anlagen weitsichtig, attraktiv und nachhaltig auszurichten. Deswegen ist der Schweizerische Versicherungsverband SVV 2021 als Vertreter der Schweizer Versicherungswirtschaft dem Verbund, dem bereits diverse Mitglieder des SVV angehören, als Supporter beigetreten. Der Beitritt untermauert das Engagement des SVV für eine nachhaltige Entwicklung der Versicherungswirtschaft.

Klare Zwischenziele

Im vergangenen Jahr haben die Mitglieder der AOA das erste «Target Setting Protocol» veröffentlicht; im Januar dieses Jahres folgte eine weiterentwickelte zweite Version des Target Setting Protocol. Dieses legt einen klaren Rahmen fest, wie ehrgeizige und langfristige Verpflichtungen in Zwischenziele überführt werden können, um klare Massnahmen zu formulieren und reale Ergebnisse zu erzielen. «Wenn wir diese Zwischenziele erreichen wollen, müssen wir den Investitionsprozess so verbessern, dass bei allen Entscheidungen die Auswirkungen auf die Emissionen berücksichtigt werden», sagt Faust.

Die AOA­-Mitglieder entwickeln mit anderen Unternehmen emissionsbewusste Lösungen. Sie nehmen Kontakt zu den investierten Unter­ nehmen auf und sprechen Umwelt­, aber auch Sozial­ und Unternehmensführungsthemen an. Gemeinsam werden Lösungsvorschläge zur Verbesserung ausgearbeitet. Die AOA­-Mitglieder setzen sich insbesondere für ehrgeizige Dekarbonisierungsstrategien und deren Finanzierungen ein. Um so Einfluss auf die reale Welt zu nehmen, hilft ein gemeinsames Vorgehen. «Wenn wir komplexe betriebliche Veränderungen in einem Unternehmen oder Sektor anstreben, stellen wir fest, dass Kooperationen effektiver sind als Alleingänge», sagt Faust. Deshalb engagiert sich die Allianz bei der AOA. Im gemeinsamen Engagement mit der Realwirtschaft sieht auch Zbinden, neben der Auswahl der Anlagen, den Hebel mit dem meisten Potenzial. «Entsprechend haben wir mit unserem Rahmenwerk für Engagement einen strukturierten Ansatz geschaffen, um unsere Aktien­ anlageunternehmen bei der Integration von Nachhaltigkeit und Klimaaspekten zu unterstützen», sagt er.

Datenlage mit Potenzial

Als Herausforderung erachtet Zbinden nach wie vor die Datenlage, auch wenn er Verbesserungen feststellt. «Seit dem Beitritt der Swiss Re zu den UN-unterstützten Principles for Responsible Investment im Jahr 2007 haben sich Datenqualität und ­umfang zur Beurteilung der Nachhaltigkeitsrisiken von Unternehmen stetig verbessert», sagt er. Trotz­ dem würden viele Daten noch nicht auf breit akzeptierten Standards basieren, was die Bewertung einzelner Unter­ nehmen erschwere, in die investiert wird. Zbinden: «Wir sind jedoch überzeugt, dass die heutigen zugänglichen Tools und Daten einem Ansatz zur Integration von Nachhaltigkeitskriterien nicht im Wege stehen.»