Tag der Ver­si­che­rer 2025: Si­cher­heit ist (mehr als) ein Ge­fühl

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125 Jahre Verantwortung, Vertrauen und Wandel: Der Tag der Versicherer im Jubiläumsjahr des Schweizerischen Versicherungsverbands stand ganz im Zeichen der Sicherheit – und zeigte eindrücklich, wie vielfältig dieser Begriff in einer unsicheren Welt verstanden und gelebt wird.

Über 280 Vertreterinnen und Vertreter aus (Versicherungs-)Wirtschaft, Politik und Verwaltung waren am 20. Juni aus allen Landesteilen nach Zürich gereist, um im «Circle Convention Center» beim Flughafen am Tag der Versicherer teilzunehmen. Während draussen in unmittelbarer Nähe die Jets starteten und landeten, war drinnen die feierliche Stimmung schon beim Begrüssungskaffee spürbar. 

Besucherinnen und Besucher am TdV 2025

Platz für spannende Referate und angeregte Diskussionen: das Circle Convention Center am Flughafen Zürich.

Stimm- und Gesangskünstler Martin O. eröffnete die Jubiläumsveranstaltung mit einer Performance, die auf ganz eigene Weise auf 125 Jahre SVV und 200 Jahre Versicherungswirtschaft in der Schweiz zurückblickte. Mit seinem selbst entwickelten Loop-Gerät aus Appenzeller Nussholz übersetzte er Geschichte in Klang und alte Zeitdokumente in ein musikalisches Stimmenorchester. Dem gleichermassen überraschenden wie starken Auftakt sollten in den darauffolgenden Stunden noch viele weitere spannende Stimmen folgen. Durch das Programm führte wie schon im vergangenen Jahr Christine Maier. Die Moderatorin begleitete das Publikum souverän durch Referate, Talkrunden und inspirierende Impulse. 

Christine Maier im Gespräch mit Maya Tharian (Junge Grünliberale), Marc Rüdisüli (Junge Mitte) und Jonas Lüthy (Jungfreisinnige)

Im Gespräch: Moderatorin Christine Maier mit Maya Tharian (Junge Grünliberale), Marc Rüdisüli (Junge Mitte) und Jonas Lüthy (Jungfreisinnige).

Den inhaltlichen Auftakt machte SVV-Präsident Stefan Mäder: In seiner Rede nahm er Bezug auf den verheerenden Felssturz in Blatten von Ende Mai im Lötschental. Mit Blick auf die Schadenssumme von über 320 Millionen Franken sagte er: «Das ist viel Geld und noch viel mehr Leid.» Die rasche Hilfe der Versicherer zeige jedoch, wie systemrelevant die Branche sei – und was sie unter gelebter Verantwortung verstehe. In der Folge sprach Stefan Mäder über weitere aktuelle Herausforderungen der Branche – darunter zum Beispiel über den zunehmenden Regulierungsdruck oder die höhere Besteuerung von Kapitalbezügen. Wer über Jahrzehnte spare, müsse sich auf stabile Regeln verlassen können, so der SVV-Präsident. «Sicherheit bedeutet nicht zuletzt auch Planbarkeit und das Vertrauen in faire Rahmenbedingungen.»

Impressionen: Der Tag der Versicherer im Zeichen des 125-jährigen Jubiläums.

Sicherheit aus neuen Blickwinkeln

Drei Impulsreferate brachten das Thema Sicherheit auf ebenso persönliche wie überraschende Weise zum Schwingen. Extremkletterin Nina Caprez sprach vom Seil als Sinnbild für Vertrauen und Selbstverantwortung, aber auch für Verbundenheit und Risiko. «Manchmal ist Sicherheit ein Seil. Und manchmal das Kennen der eigenen Grenzen», sagte sie. Die NZZ-Journalistin und Juristin Katharina Fontana hinterfragte den wachsenden Einfluss des Staates. Sicherheit, so ihre These, brauche keinen «Kindermädchenstaat», sondern Räume für Eigenverantwortung. Und der renommierte Herzchirurg Devdas Inderbitzin (Klinik Hirslanden) gewährte einen faszinierenden Einblick in seine Hochrisikodisziplin.

Devdas Inderbitzin, Herzchirurg an der Hirslanden Klinik am TdV 2025

Herzchirurg Devdas Inderbitzin über Sicherheit bei Herzoperationen: Keine 100-prozentige Risikofreiheit, aber 100 Prozent Einsatz.

Generationen im Dilemma

Nach der Kaffeepause diskutierten die Jungpolitiker Jonas Lüthy (Jungfreisinnige), Marc Rüdisüli (Junge Mitte) und die Jungpolitikerin Maya Tharian (Junge Grünliberale) über die Zukunft der Vorsorge: Wie lässt sich Generationengerechtigkeit sichern? Wie viel Eigenverantwortung ist realistisch? Und wie viel Solidarität ist bezahlbar? Die engagierte Diskussion zeigte: Die grossen Fragen der Zukunft sind bei der jungen Generation angekommen – auch wenn sie sich nicht immer einig ist. Einen Kontrapunkt setzte später Kurt Pelda mit seinem Inspirational Talk. Mehr oder weniger direkt aus der Ukraine angereist, zeigte der Kriegsreporter unter anderem ein Video eines Drohnenangriffs auf ein Restaurant – aufgenommen nur Minuten, nachdem er es verlassen hatte. Sicherheit sei relativ, sagte er mit Blick auf die aktuellen Kriege in Europa und dem Nahen Osten: «In Krisengebieten geht es häufig um das nackte Überleben.» Nach diesen eindringlichen Bildern und Worten schlug das Programm wieder den Bogen zurück zur politischen und wirtschaftlichen Realität in der Schweiz. In ihrem Grusswort würdigte Staatssekretärin Daniela Stoffel vom Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF die Rolle der Versicherer: «Ihr Geschäft ist es, Risiken zu kennen und sie zu antizipieren.» Sicherheit entstehe im Zusammenspiel zwischen Staat, Markt und Gesellschaft. 

Kurt Pelda bei seinem eindrücklichen Impulsreferat.

Einblicke in den Alltag eines Kriegsreporters: Kurt Pelda über Sicherheit in Hochrisikozonen.

Der SVV zeigt politische Kompetenz und Gastgeberqualitäten

SVV-Direktor Urs Arbter schloss den Tag mit einem Appell: «Risiken gehören zum Leben – ohne sie gäbe es kein Leben.» Der Verband lebe vom Engagement seiner Mitglieder – besonders auch vom freiwilligen Einsatz in Kommissionen, Arbeitsgruppen und Ausschüssen. «Am 14. Dezember 1900 beschlossen 21 Gründungsgesellschaften im Bahnhofbuffet Olten, mit einer starken Stimme für verlässliche Rahmenbedingungen einzutreten und Verantwortung für eine junge, wachsende Branche zu übernehmen. Heute, 125 Jahre später, ist dieser Geist aktueller denn je.» Im Rahmen seiner Zusammenfassung bedankte sich Arbter auch bei seinem Team. «Unser Verband bewies heute nicht nur politische Kompetenz, sondern auch Gastgeberqualitäten.»

Stefan Mäder, Daniela Stoffel, Urs Arbter

Für starke Rahmenbedingungen: SVV-Präsident Stefan Mäder mit Staatssekretärin Daniela Stoffel und SVV-Direktor Urs Arbter.

Zum Schluss kam nochmals Martin O. auf die Bühne – und brachte die Erkenntnisse der vorhergehenden Stunden musikalisch auf den Punkt. Mit seiner ganz eigenen Version von «Don’t worry, be happy» zauberte er allen Teilnehmenden ein Lächeln ins Gesicht. Es war der passende Schlusston zu einem Tag, an dem das Thema Sicherheit in vielen Formen hörbar und spürbar wurde.

Hinweis: Der nächste Tag der Versicherer findet am 19. Juni 2026 statt.