Kli­ma­ver­träg­lich­keits­test: Stand­ort­be­stim­mung für Schwei­zer Fi­nanz­sek­tor

News13. November 2020

24 Versicherer haben am zweiten Klimaverträglichkeitstest des Bundesamts für Umwelt BAFU und des Staatssekretariats für Internationale Finanzfragen SIF teilgenommen. Dieser bewertet die Portfolios von Finanzunternehmen im Hinblick auf ihre Klimaverträglichkeit. Die Resultate der zweiten Auflage (2020) zeigen, dass Massnahmen, die seit der ersten Erhebung im Jahr 2017 getroffen wurden, bereits Früchte tragen, es aber weitere Anstrengungen braucht, um die Finanzflüsse klimaverträglicher auszurichten.

Nach 2017 hat das Bundesamt für Umwelt BAFU zusammen mit dem Staatssekretariat für Internationale Finanzfragen SIF im Jahr 2020 einen zweiten, umfassenden Klimaverträglichkeitstest nach der internationalen PACTA-Methode (Paris Agreement Capital Transition Assessment) durchgeführt. Mithilfe dieses Tests werden Finanzportfolien anhand verschiedener Indikatoren auf ihre Klimaverträglichkeit analysiert. Insgesamt liessen sich im zweiten Durchgang 179 Finanzinstitute freiwillig testen, mehr als doppelt so viele wie noch 2017. Die Ergebnisse ergeben ein repräsentatives Bild des gesamten Schweizer Finanzmarkts: Rund 80 Prozent der Investitionen in globale Aktien und Unternehmensanleihen, die Hälfte aller Immobilien von institutionellen Investoren sowie drei Viertel der Schweizer Wohngebäude, abgedeckt über Hypotheken, konnten untersucht werden.

Der Schweizerische Versicherungsverband SVV unterstützte die Initiative schon vor drei Jahren. Auch in diesem Jahr empfahl er seinen Mitgliedgesellschaften, die Chance zur Standortbestimmung zu nutzen. 24 Privatversicherer – nochmals mehr als vor drei Jahren –, die zusammen ein Anlagevermögen von 165 Milliarden Franken abdecken, beteiligten sich am diesjährigen Klimaverträglichkeitstest. «Die erneut beachtliche Teilnahme der Versicherer zeigt die Bereitschaft unserer Branche, sich mit freiwilligen Massnahmen für einen nachhaltigen Finanzplatz zu engagieren», sagt der Klimatologe Gunthard Niederbäumer, Leiter des Bereichs Nichtleben und Rückversicherung im SVV.

Die Ergebnisse des zweiten Klimaverträglichkeitstests offenbaren, dass Finanzinstitute, die aufgrund der Testergebnisse von 2017 klimarelevante Massnahmen ergriffen haben, drei Jahre später bei verschiedenen Indikatoren besser dastehen als die Konkurrenz. Doch der Bericht legt auch offen, dass im gesamten Schweizer Finanzsektor weitere Bestrebungen unternommen werden müssen, um als Industrie einigermassen kongruent mit den Klimazielen des Übereinkommens von Paris zu sein. «Mit den Ergebnissen für unsere Branche müssen wir uns nun kritisch auseinandersetzen», sagt Gunthard Niederbäumer, der als Vertreter der Wirtschaft auch offizielles Mitglied der Schweizer Delegation an der letzten UN-Klimakonferenz COP25 in Madrid war.

Nachhaltigkeit als strategische Stossrichtung

Der SVV hat die Nachhaltigkeit als Stossrichtung in seine Strategie 2020–2024 geschrieben. Um dieses Engagement und die Fortschritte transparenter darlegen zu können, publizierte er in diesem Jahr sein erstes Nachhaltigkeitsreporting. Dieses fasst die Nachhaltigkeitsbestrebungen in der Versicherungswirtschaft mit einem Schwerpunkt auf den Kapitalanlagen zusammen. «Der SVV hat sich schon früh zur Erreichung der Pariser Klimaziele bekannt», sagt Gunthard Niederbäumer. Demzufolge unterstützt der Verband das Ziel des Bundesrates, die Schweiz als führenden Standort für nachhaltige Finanzdienstleistungen zu positionieren. Er ist überzeugt, dass die verschiedenen Akteure der Finanzbranche mit den Behörden die Ziele in der Nachhaltigkeit gemeinsam erreichen können. Der SVV begrüsst, dass der Bundesrat bei der Umsetzung auf das Primat marktwirtschaftlicher Ansätze setzen will. Mit diesem und der Subsidiarität staatlichen Handelns wird aus seiner Sicht die effektivste Wirkung erzielt.

Der Klimaverträglichkeitstest ist hier abrufbar. 

Strategie 2020–2024 | Nachhaltigkeit und Innovation

Der SVV engagiert sich für eine nachhaltige Entwicklung der Versicherungswirtschaft. Er leistet darum aktiv Beiträge an die Bewältigung der zentralen ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Herausforderungen.

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