Rol­le der Kran­ken­zu­satz­ver­si­che­rung bei der Fi­nan­zie­rung des Ge­sund­heits­we­sens

Studien

Der Schweizerische Versicherungsverband SVV hat eine vom Unternehmensberater Ernst & Young durchgeführte Studie veröffentlicht, die die Bedeutung der Krankenzusatzversicherungen für das Schweizer Gesundheitswesen beleuchtet. Die Studienergebnisse legen nahe, dass Krankenzusatzversicherungen nicht nur zur finanziellen Stabilität der Spitäler beitragen, sondern auch die Qualität und Verfügbarkeit der medizinischen Versorgung für die gesamte Schweiz sicherstellen.

Rund 50 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer verfügen über eine Spitalzusatzversicherung. Um genauer zu verstehen, welche Rolle diese im Schweizer Gesundheitssystem spielt, hat der Schweizerische Versicherungsverband SVV beim Unternehmensberater Ernst & Young (EY) eine entsprechende Untersuchung in Auftrag gegeben. Die nun präsentierte Studie bietet detaillierte Einblicke in die Entwicklung des Gesundheitssystems über die letzten Jahre, die Rolle der Krankenzusatzversicherung und die finanzielle Gesundheit der Schweizer Spitäler. Dabei zeigt sich, dass wenngleich deren Anteil an der Finanzierung des Gesamtgesundheitswesens überschaubar ist, ihre Rolle in der Finanzierung der Schweizer Spitäler eine grosse Relevanz hat.


Geringer Finanzierungsanteil – grosse Wirkung

Gemäss der Studie verteilt sich die Finanzierung der zuletzt deutlich gestiegenen Gesundheitskosten in der Schweiz auf vier massgebliche Hauptquellen: Die obligatorische Grundversicherung (35,0 Prozent), den Staat (23,0 Prozent), private Haushalte (22,3 Prozent) und die Krankenzusatzversicherung (6,5 Prozent). Während der Anteil des Staates mit einem jährlichen Durchschnittswachstum von 5,2 Prozent am stärksten zunahm, blieb der Anteil der Krankenzusatzversicherer weitestgehend konstant. 

Finanzierungsanteil an Gesundheitskosten, Studie EY 2004

Der Finanzierungsanteil von Staat und KVG-Versicherung ist seit 1996 deutlich stärker gewachsen als andere Finanzierungsquellen.

Auch wenn die Krankenzusatzversicherung damit einen vergleichsweise kleinen Anteil an der Finanzierung des gesamten Gesundheitswesens ausmacht, bleibt sie vor allem für Spitäler ein bedeutender Finanzierungsfaktor. Denn, obwohl die Profitabilität Schweizer Spitäler stark variiert, zeigt die EY-Studie, dass Krankenzusatzversicherung stets einen positiven Einfluss hat.

Im Kontext der oft nur knapp profitablen oder sogar defizitären Erfolgsrechnung vieler Spitäler ist die Finanzierung durch die Krankenzusatzversicherung daher zentral für den Fortbestand und die Qualitätssicherung im Schweizer Gesundheitssystem.

Erfolgsrechnung für die OKP-Bilanz. EY Studie 2024

Der Anteil der ambulanten Kosten nimmt bei Akutbehandlungen zu, und Patienten mit zusätzlichen KZV tragen zu positivem Betriebsergebnis von Spitalern bei.

Weitere Anstrengungen in Sachen Transparenz notwendig

Die Studie weist damit jedoch auch darauf hin, dass in der Abrechnung der Mehrleistungen noch mehr Transparenz möglich ist. Bei Spitälern sorgt die gemeinsame Erfolgsrechnung für die beiden Sparten Grund- und Zusatzversicherung zum Beispiel dafür, dass eine separate Ausweisung der Profitabilität der Grund- und Zusatzversicherungsleistungen nur schwierig möglich ist. Es ist damit schwer nachvollziehbar, wie kostendeckend Spitäler in der Grundversicherung wirtschaften können und welche Rolle Mehrleistungen beim Gesamterfolg im Detail spielen.  

Dagegen arbeiten Versicherer seit 2020 daran, für mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit in der Abrechnung von Mehrleistungen zu sorgen. Mit dem «Branchenframework Mehrleistungen VVG», das vom SVV zusammen mit Krankenzusatzversicherern und im Austausch mit Leistungserbringern (Spitäler und Belegärzte) ausgearbeitet wurde, sind die Grundlagen gesetzt worden, um Krankenzusatzleistungen eindeutig zu definieren, zu bewerten und abzurechnen. Aktuell entsprechen rund 41 Prozent der Leistungsverträge zwischen Versicherern und Leistungserbringern den hohen Ansprüchen, weitere 41 Prozent der Verträge werden aktuell neu verhandelt, um den Transparenzanforderungen zu entsprechen.  


Grosses Potenzial in ambulanten Behandlungen 

Schliesslich belegt die Studie von EY eine deutliche Zunahme der ambulanten Gesundheitsversorgung in Spitälern. So wuchs das prämienfinanzierte Leistungsvolumen in den letzten zehn Jahren im ambulanten Bereich um 62 Prozent, im stationären Bereich dagegen nur um knapp 20 Prozent.

Krankenzusatzversicherungen spielen bei der Finanzierung ambulanter Leistungen bisher noch eine marginale Rolle – 2021 konnten sie lediglich 2,7 Prozent der Kosten übernehmen. Entsprechend besteht ein grosses Potenzial an zusätzlichen Mehrleistungen im ambulanten Bereich. Die Anforderungen an die Transparenz und Nachvollziehbarkeit unterstützen Leistungserbringer und Versicherer dabei, ein auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnittenes Angebot zu schaffen. 


Zusatzversicherungen ermöglichen Spitälern marktwirtschaftliche Finanzierung

Insgesamt unterstreicht die Studie die Bedeutung und Notwendigkeit der Krankenzusatzversicherung für die finanzielle Stabilität des Schweizer Gesundheitswesens. Denn für Spitäler stellen Krankenzusatzversicherungen den Zugang zu einer marktwirtschaftlich getriebenen Erwerbsquelle dar. Diese ermöglicht nicht nur ein insgesamt ausgeglichenes Betriebsergebnis, sondern erlaubt vor allem auch Investitionen in die Medizin und Versorgung der Schweizer Bevölkerung. Das Branchenframework Mehrleistungen VVG ist dabei ein wichtiger Schritt, um die finanzielle Transparenz dieses Markts sicherzustellen und Versicherte vor missbräuchlichen Abrechnungen zu schützen. 

Der SVV und seine Mitgliedunternehmen setzen sich dafür ein, dass Krankenzusatzversicherungen auch in Zukunft das Potenzial nutzen und eine tragende Rolle für das Schweizer Gesundheitssystem spielen können. Das beinhaltet neben der verbesserten Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei der Abrechnung von Mehrleistungen insbesondere die Entwicklung und Zurverfügungstellung innovativer Versicherungsprodukte, die sich am Kundennutzen ausrichten. 

Die vollständige Studie ist hier einsehbar: