Ver­si­che­rer ge­stal­ten die Ar­beits­welt von mor­gen

Fokus

Die Arbeitswelt verändert sich in hohem Tempo. Die Digitalisierung und sich wandelnden Bedürfnisse der Gesellschaft sind dabei Treiber. Externe Faktoren wie die Coronapandemie haben die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts zusätzlich beschleunigt. Die Schweizer Privatversicherer nehmen ihre Verantwortung als Arbeitgebende wahr. Sie setzen die Erkenntnisse, die sich während der Herausforderungen insbesondere der letzten beiden Jahre gezeigt haben, aktiv um.

Mehr Flexibilität durch neue Arbeits- und Organisationsmodelle

Veränderte Arbeitsformen und neue Arbeits- und Organisationsmodelle stellen neue Anforderungen an Rahmenbedingungen, Bildung und Führung. Nicht erst seit der Coronapandemie wird das Bedürfnis nach flexiblen Arbeitsformen immer grösser. Die Vorzüge des ortsunabhängigen Arbeitens und Arbeitsformen wie Homeoffice, Remote/Flex Working und Splitoffice sind in der heutigen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Zudem wird durch ortsunabhängiges Arbeiten nachhaltige Mobilität gefördert, indem weniger gependelt oder gereist und damit der ökologische Fussabdruck verkleinert wird.

 

Auswirkungen auf Arbeitsrecht, Infrastruktur und Weiterbildung

Neben den Arbeitsformen entwickeln sich auch Arbeitsverhältnisse weiter und werfen neue Fragen im Bereich Arbeitsrecht, Sozialversicherungsrecht und grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf. Um diese neuen und flexiblen Arbeitsweisen erfolgreich umzusetzen und als Organisation Effizienz und Effektivität beizubehalten, braucht es die richtige technische Infrastruktur und die Fähigkeiten der Mitarbeitenden, Technologien entsprechend einzusetzen. Damit geht auch eine verstärkte Sensibilisierung für das Thema Cyber- und Datensicherheit einher. All dies hat Auswirkungen auf die Aus- und Weiterbildungsangebote, die sich an die veränderten Anforderungen anpassen müssen.

 

Führung im hybriden Arbeitsumfeld

Auch Führungskräfte stehen vor neuen Herausforderungen. Das Führen von virtuellen oder hybriden Teams, das Bedürfnis von Mitarbeitenden nach flexibler Arbeit und nach vermehrt sinnstiftenden Tätigkeiten sowie die Herausforderung, qualifizierte Mitarbeitende zu finden, zu entwickeln und zu halten, verlangt andere Fähigkeiten als das Führen vor Ort.

 

Collaboration Tools und Tipps für Gesundheit im Homeoffice

Diesen Umstand und den daraus entstehenden Handlungsbedarf haben die Versicherungsgesellschaften erkannt und bieten beispielsweise Tools zur Zusammenarbeit an, wie MS Teams und Miro, oder Schulungen für Führungsverantwortliche zum Thema «Führen auf Distanz». Auch gehören Tipps und Tricks sowie Unterlagen und Videos zum Arbeiten im Homeoffice an sich oder zum Umgang mit neuen Collab-Tools sowie Übungssequenzen zum Abschalten und Meditation im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements zur neuen (Zusammen-)Arbeitswelt.

Die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:

Die Gesellschaften haben die Zusammenarbeit, die Führung und die Unternehmenskultur überdacht und neu gestaltet.

Digitales und ortsunabhängiges Arbeiten ergänzen die herkömmlichen Arbeitsweisen

Viele Tätigkeiten in der Versicherungsbranche ermöglichen digitales und ortsunabhängiges Arbeiten und die Gesellschaften leben Flexibilität aktiv vor. Dies erlaubt es den Mitarbeitenden, berufliche und individuelle Anforderungen zu kombinieren. Die Unternehmens- und Vertrauenskultur der Versicherungsgesellschaften zeigt sich bezüglich Flex Work und weiterer mobiler Arbeitsmodelle, indem die Arbeitsausgestaltung vermehrt den Teams übergeben wird. Das Führungsverständnis verändert sich dementsprechend und passt sich an die veränderten Arbeitsformen an. Mitarbeitende werden vermehrt hybrid ins Unternehmen integriert. Zentral ist dabei, ihnen ein Gefühl der Betriebszugehörigkeit zu geben und sie zu ihrer vollen Leistungsfähigkeit zu motivieren. Wie funktionieren Teams, wenn sie sich über längere Zeit nicht sehen? Wie können die Unternehmenskultur und die Führung auf Distanz langfristig die geforderte Zusammenarbeit und Produktivität ermöglichen? Mit diesen und weiteren Fragen setzen sich die Gesellschaften auseinander. Die Förderung der Eigeninitiative der Mitarbeitenden gewinnt dabei noch mehr an Bedeutung. Dabei steht aber bei der Arbeitserfüllung nach wie vor die Kundenzentrierung an erster Stelle.

Der SVV sieht Handlungsbedarf beim Arbeitsgesetz, z. B. im Bereich Ruhezeiten, Nacht- und Sonntagsarbeiten.

Das aktuelle Arbeitsgesetz ist nicht mehr zeitgemäss und wird den veränderten Bedürfnissen nicht gerecht.

Um die Vorzüge von flexiblen Arbeitsmodellen als Wettbewerbsvorteil ausschöpfen zu können, ist der gesetzliche Rahmen eines der grössten Handlungsfelder. Die Versicherungsbranche ist sich einig, dass das aktuelle Arbeitsgesetz nicht mehr den heutigen Bedürfnissen entspricht. Verschiedene Flexibilisierungen (wie z. B. Ruhezeiten, Nacht- und Sonntagsarbeitsverbot sowie eine vertrauensbasierte Arbeitszeiterfassung) würden hinsichtlich der veränderten Bedürfnisse im Arbeitsleben helfen. Ausserdem bringt das ortsunabhängige Arbeiten weitere rechtliche Aspekte mit sich, welche geklärt werden müssen (speziell bezüglich Arbeiten aus dem Ausland).

Der SVV propagiert eine Optimierung und Vereinfachung der internationalen Rahmenbedingungen, um flexible Arbeitsformen zu fördern.

Die heutigen internationalen Rahmenbedingungen legen flexiblen Arbeitsformen viele Stolpersteine in den Weg.

Diverse internationale Rahmenbedingungen (z. B. regulatorische, steuerliche und sozialversicherungsrechtliche) bedürfen für die Arbeitswelt von morgen dringend einer Optimierung. Dafür braucht es international koordinierte Regelungen und insbesondere Vereinfachungen, um die zahlreichen heutigen Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Diese Anliegen werden in der Wirtschaft und bei den Dachverbänden adressiert.

Der SVV hat die notwendigen Skills eruiert und entwickelt gemeinsam mit Bildungspartnern Lösungen.

Die neuen Skills verlangen nach veränderten Aus- und Weiterbildungsangeboten.

In Zusammenhang mit der Modernisierung der Arbeitswelt stellt sich die Frage, welche Kompetenzen und Skills notwendig sind, um in der neuen Arbeitswelt erfolgreich zu operieren. Hierzu hat der SVV in Zusammenarbeit mit den Versicherungsgesellschaften die Studie «Skills der Zukunft» durchgeführt. Die Pandemie hat gezeigt, dass sich die Anforderungen an Kompetenzen weiter verändert haben. Mitarbeitende arbeiten viel stärker themen-, projekt- und teamübergreifend als vor der Pandemie. Damit die Aus- und Weiterbildungsangebote im Bereich der Versicherungswirtschaft aktuell bleiben und der SVV auf die Lehrgänge Einfluss nehmen kann, unterhält der SVV Bildungspartnerschaften und führt regelmässig Gespräche mit den Bildungs- und Innovationspartnern. Weiter entwickelt der SVV zusammen mit den Versicherungsgesellschaften das Selbstevaluationstool «InsurSkills». Mit InsurSkills wollen die Versicherer ihre Mitarbeitenden befähigen, sich selbst mit ihren Kompetenzen und ihrer Arbeitsmarktfähigkeit auseinanderzusetzen und auf freiwilliger und eigenverantwortlicher Basis Massnahmen in die Wege zu leiten.

Die Gesellschaften unterstützen ihre Mitarbeitenden beim Zeitmanagement und dem Erreichen der Work-Life-Balance, weil dies für die Leistungsfähigkeit und die Motivation unabdingbar ist.

Der Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden ist zentral.

Es ist absolut zentral, dass die Versicherungsgesellschaften als Arbeitgebende den Schutz der psychischen und physischen Gesundheit ihrer Mitarbeitenden in diesem neuen, veränderten und sehr anspruchsvollen Umfeld immer im Fokus haben und sie die Mitarbeitenden eng begleiten und unterstützen. Denn Themen wie Zeitmanagement im Homeoffice, permanente Erreichbarkeit und die lange Aufenthaltsdauer vor dem Bildschirm beeinflussen und verändern die Work-Life-Balance der Mitarbeitenden und können sich auf ihre Gesundheit auswirken. Mögliche Handlungsfelder und Ansatzpunkte dazu sind beispielsweise die Schulung der Führungskräfte, die Sensibilisierung bezüglich ausgewogener Präsenzzeit im Büro und im Homeoffice, die Sicherstellung bewusster Ruhezeiten und regelmässiger Pausen, die Förderung der persönlichen Interaktionen und der Beziehungsarbeit, die Begleitung und Unterstützung der Mitarbeitenden durch ein betriebliches Gesundheitsmanagement sowie die Ermöglichung der Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben. So kann die Gesundheit der Mitarbeitenden gefördert werden, was sich positiv auf den Erfolg der Versicherungsgesellschaften auswirkt.