Mehr­wert der Spi­tal­zu­satz­ver­si­che­rung

Wettbewerb bringt innovative Produkte

In der Spitalzusatzversicherung entwickeln die Privatversicherer auf die Bedürfnisse der Versicherten abgestimmte Angebote. Eine Umstellung bei der Kostenabrechnung bietet in Zukunft mehr Transparenz.

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Transparenz erhöht Mehrwert

Daniel Liedtke, CEO der Hirslanden-Gruppe, spricht über die Abrechnungsumstellung und die Rolle der Spitalzusatzversicherung.

 

Welche Herausforderungen stellen sich für Leistungserbringer bei der Abrechnungsumstellung in der Spitalzusatzversicherung?

Daniel Liedtke: Als Spitalgruppe mit 17 Spitälern in zehn Kantonen müssen wir uns gegenüber mehr als fünf Dutzend Zusatz- und Privatversicherern behaupten. Nicht zu vergessen sind unsere über 2500 Partnerärztinnen und -ärzte, deren unterschiedliche Tarife das Abrechnungssystem ebenfalls abbilden muss – dies alles zusätzlich zu den gesetzlichen Vorgaben für die Abrechnung der Grundversicherung.

Portrait Daniel Liedtke

Daniel Liedtke, CEO der Hirslanden-Gruppe, spricht über die Abrechnungsumstellung und die Rolle der Spitalzusatzversicherung.

Welchen Effekt erwarten Sie von einer erhöhten Transparenz bei der Rechnungsstellung?

Hirslanden hat sich schon immer zu seiner Qualitätsstrategie und einer klaren Leistungsdifferenzierung bekannt. Wir begrüssen es deshalb, dass die Finma von den Krankenversicherern höhere Transparenz einfordert. Mit der geforderten Ausweisung unserer kundenorientierten Mehrleistungen gegenüber den Versicherten können wir in den Diskussionen mit den Versicherungen noch besser aufzeigen, was wir alles leisten. Wir wissen, dass der vorgesehene Ausweis der Mehrleistungen und das Schaffen von Transparenz auch für die Krankenversicherer einen grossen Aufwand bedeutet, bei dem wir sie gerne unterstützen.


Was bringt das Mehrleistungsmodell?

Je transparenter wir den Mehrwert der Zusatzversicherung aufzeigen, umso attraktiver wird die Zusatzversicherung. Davon werden die Versicherten, die Versicherer und die Leistungserbringer profitieren. Ab 50 Jahren fällt den Versicherten ein Wechsel in der Zusatzversicherung zunehmend schwer. Leistungserbringer und Versicherer sind deshalb gefordert, spezifische Produkte für diese Versichertengruppe zu entwickeln.

 

Wo sind aus Sicht der Leistungserbringer die wichtigen Punkte bei den Verhandlungen der neuen Verträge?

Die Zusatzversicherung bedient die über das KVG hinaus gehenden ärztlichen, diagnostischen, pflegerischen, therapeutischen und serviceorientierten Bedürfnisse und übernimmt die noch nicht in der Grundversicherung integrierte Medizininnovation. Wir schärfen diese kundenorientierten Mehrwerte in allen Bereichen regelmässig und entwickeln zusätzliche Leistungen gemäss den Trends und Ansprüchen der Gesellschaft. Die Preise dieser Mehrleistungen handeln wir mit den Krankenversicherern aus. Wenn diese Leistungen nachgefragt werden, erwarten wir, dass die Versicherer das auch für die versicherten Patientinnen und Patienten bezahlen. Es ist unsere gemeinsame Herausforderung, mit den Krankenversicherern gegenüber den Versicherungskunden den Wert dieser Mehrleistungen aufzuzeigen.

 

Was bedeutet ein vertragsloser Zustand für einen Leistungserbringer?

Für einen Leistungserbringer heisst dies zunächst, dass die zusatzversicherten Patienten nicht mehr als Zusatzversicherte behandelt werden können, da diese in den meisten Fällen die Kosten nicht selber zu tragen bereit sind. Diese Patientinnen und Patienten werden dann trotz der Prämien, die sie über Jahre dem Versicherer bezahlt haben, als Grundversicherte ohne freie Arztwahl und ohne all die schon erwähnten Mehrleistungen im entsprechenden Listenspital behandelt. Dies erzeugt verständlicherweise oft Unverständnis und Ärger. Zudem sind solche vertragslosen Zustände immer auch ein äusserst schlechtes Signal an den Markt in Bezug auf den Wert von Zusatzversicherungen.

 

Wie wichtig sind die Zusatzversicherungsleistungen für Spitäler?

Die Einnahmen aus dem Zusatzversicherungsbereich sind für die Spitäler elementar. Sie sind Voraussetzung für Investitionen, um durch Fortschritt und Innovation den zukünftigen Anforderungen unseres Gesundheitswesens und der Versicherten zu entsprechen und die Qualität hochzuhalten.
 

Zusammenarbeit bringt gutes Ergebnis

Mit dem neuen SST-Standardmodell Kranken erreichten der SVV und die Finma wichtige Anpassungen.

Der SVV hat sich erfolgreich für die Interessen der Krankenversicherer eingesetzt und die Kollaboration mit der Finma stärken können. Diese führte per 2019 ein neues SST-Standardmodell Kranken ein. Der Schweizerische Solvenztest (SST) beurteilt die Kapitalisierung des Versicherers in Bezug auf die eingegangenen Risiken. Die wichtigste Anpassung beim neuen Modell ist dabei die Berechnung des versicherungstechnischen Risikos auf Basis der Langzeitverpflichtungen. Per 2020 konnte der SVV in Zusammenarbeit mit der Finma zudem weitere substanzielle Verbesserungen des SST-Standardmodells erwirken. Das Modell wird durch Nachjustierungen einzelner Parameter laufend weiterentwickelt.